REGION. Die Nachfrage nach Baugrundstücken ist in den Regionen des Landkreises, die gemeinhin „Speckgürtel“ genannt werden, ungebrochen. Und auch Mietwohnungen sind gut nachgefragt. Allerdings gibt es regionale Schwankungen.
Die Jahreszahl 2026 mag Andreas Beier schon so manch schlaflose Nacht beschert haben. 2026 nämlich markiert den Fertigstellungstermin für das letzte noch im Bau befindliche Teilstück der A 72 zwischen Borna und der Anbindung an die
A 38. „Dass über der Freigabe der Strecke noch einmal sieben Jahre ins Land gehen sollen, ist für mich nicht nachvollziehbar, die Verzögerung dieses Infrastrukturprojektes wirkt für Borna ohne Frage wie eine Bremse“, so der Vorstandsvorsitzende der Bornaer Wohnungsgenossenschaft eG, der ein düsteres Szenario an die Wand malt. „Womöglich sind dann, wenn der Verkehr endlich fließen wird, für uns alle Eulen schon verflogen.“
Will heißen, dass die Fertigstellung der A 72 für die Große Kreisstadt sehr wahrscheinlich zu spät komme, um bei deren Vermarktung als Wirtschafts- und Wohnstandort unterstützend wirken zu können. Der Ist-Zustand jedenfalls sei nicht zufriedenstellend. „Vermieterübergreifend stehen aktuell mindestens 500 Wohnungen in der Stadt für den sofortigen Bezug zur Verfügung“, rechnet Andreas Beier vor. Während diesbezüglich im Pegauer und Groitzscher Raum sowie in dem vom S-Bahn-Anschluss profitierenden beiden Kommunen Böhlen und Neukieritzsch eine positive Entwicklung bei der Wohnungsvermietung auszumachen sei, stagniere sie in seiner Stadt. „Borna profitiert in jedem Fall nicht von seiner Speckgürtel-Lage, ja die Nachfrage nach Wohnraum ist in der jüngsten Vergangenheit eher sogar rückläufig, was mit daran liegen könnte, dass Borna noch einigen Nachholbedarf in punkto Image hat“, so der Vorstandschef der Wohnungsgenossenschaft, die rund 1650 Wohnungen mit einem Zimmer bis fünf Zimmern im Portfolio hat. „Freie Wohnungen gibt es in jeder Größenordnung und das zu Mieten, von denen man in Leipzig nur träumen kann“, macht Andreas Beier Werbung in eigener Sache.Deutlich niedriger als in der nahen Messestadt dürften die Mieten auch in Wurzen sein, freier Wohnraum indes steht in der ans S-Bahn-Netz angeschlossenen Ringelnatzstadt nicht ganz so üppig zur Verfügung. Gerade einmal rund drei Dutzend Wohneinheiten aus einem Gesamtbestand von knapp 2000 Wohnungen, von denen 500 fremdverwaltet sind, vermeldet derzeit die Wurzener Gebäude- und Wohnungsgesellschaft mbH als leer stehend. „Grundsätzlich kann man nicht sagen, dass wir keine freien Wohnungen verfügbar hätten, zumal die Angebotssituation nicht zuletzt wegen des hohen Alters vieler unserer Mieter auch ständig im Fluss ist“, berichtet Geschäftsführer Peter Sauer. Wer sich jedoch mit ganz bestimmten Vorstellungen etwa hinsichtlich der Wohnungsgröße, der Anzahl der Zimmer und möglicherweise sogar des Zuschnitts, der Etage und des Vorhandenseins eines Balkons auf die Suche begebe, müsse von Fall zu Fall mit längeren Wartezeiten rechnen.
„Insbesondere übersteigt die Nachfrage nach größeren Wohnungen mit vier oder sogar fünf Zimmern in jüngster Zeit das Angebot, auf welche Entwicklung wir ganz aktuell mit der in Angriff genommenen und sich bis 2022 erstreckenden umfangreichen Sanierung unseres sogenannten 100er-Blocks in der Liscowstraße reagieren, in dem wir künftig die gesamte Bandbreite von Ein- bis Fünfraum- und darüber sogar drei Maisonette-Wohnungen anbieten können“, so Sauer. Darüber hinaus unternehme man große Anstrengungen im Bereich der Sanierung. „Deshalb werden in naher und mittlerer Zukunft weitere sich in unserem Bestand befindliche Wohnungen auf den Markt kommen, die entweder komplett saniert oder etwa mittels des Anbaus eines Balkons aufgewertet worden sind.“ Sanierung ist auch das Stichwort für Nacera Schäfer, Geschäftsführerin der GWBV Immobilien-Management GmbH, mit Sitz in Geithain. „Unsere Handwerker sind diesbezüglich derzeit voll ausgelastet“, so Schäfer, deren Firma Wohnungen zudem in Borna und Frohburg vermietet. „Geit-
hain ist aufgrund seines Bahnanschlusses und der Autobahnanbindung und seiner Lage zwischen Chemnitz und Leipzig insbesondere bei Pendlern beliebt, die in der Regel auf der Suche nach saniertem Wohnraum sind, wohingegen bei Beziehern kleinerer Einkommen auch noch Interesse an unserem unsanierten Wohnraumbestand besteht, der allerdings den deutlich kleineren Teil unseres Portfolios ausmacht.“
Roger Dietze