Es ist das Abenteuer ihres Lebens. Die Leipzigerin Diana Beier-Taguchi (36) hat in Tokio ihre neue Heimat gefunden. Dort verliebte sie sich in Souichirou (37) und heiratete ihn. Nun wurde die Ehe mit Sohnemann Mitsuki (1) gekrönt.
Im Land der aufgehenden Sonne spiegelt sich der Mond im Namen von Mutter und Sohn wider. Diana als Göttin des Mondes wollte ihn auch unbedingt mit ihrem Kleinen in Verbindung bringen. „So haben wir Mitsuki gewählt. Tsuki heißt übersetzt Mond, und Mi steht für Hafen, also für das Tor der Welt“, erklärt die Hochschullehrerin.
Sie hat die Sinnlichkeit der asiatischen Kultur verinnerlicht und pflegt sie nicht nur bei Sushi und Grüntee. Sie besitzt inzwischen auch eine Kimonosammlung. „Kürzlich erbte ich von der Großmutter meines Mannes wertvolle handgewebte Kimonos aus Seide. Schon das Binden des traditionellen Kleidungsstückes ist eine Wissenschaft für sich“, weiß Diana und versucht seit Jahren, sie zu verstehen. Denn wenn es festlich wird, wie kürzlich bei der Taufe ihres Sohnes, trägt sie gern einen stilvollen historischen Kimono. Und da fällt die 1,54 Meter kleine Mutter gar nicht auf unter den Japanerinnen. Nicht nur ihr zierliches Äußeres lässt auf eine Einheimische schließen, sondern auch die Höflichkeit und die leise bedächtige Stimme.
Schon als Teenager war Diana von Japan fasziniert und verschlang alles, was sie über das Land zu lesen bekam. Die Sächsin studierte in Leipzig Japanologie und besuchte das ferne Reich sooft sie konnte. Während eines einjährigen Austauschstudiums in Chiba bei Tokio lernte sie an der Uni ihren künftigen Mann kennen. Es war Liebe auf den ersten Blick.
2009 heiratete das deutsch-japanische Paar in Tokio. Inzwischen bringt die fließend Japanisch sprechende Lehrerin an der renommierten Kunsthochschule Geidai Opernsängern und Musikstudenten die deutsche Sprache bei. Das Ehepaar wohnt am Rand der Megacity in einem kleinen Häuschen. „Wir wünschten uns schon längere Zeit ein Kind. Aber in Japan muss das wohl durchdacht sein und geplant werden“, erzählt Diana. „Von der Elternzeit bis zum Kindergartenplatz ist alles viel schwieriger als in Deutschland.“
Einen Tag nach ihrem 35. Geburtstag wurde Söhnchen Mitsuki geboren, der seitdem das Familienleben bestimmt. Dianas Ehemann Souichirou, der bei einem Logistikunternehmen arbeitet, nahm ein knappes Jahr Elternzeit. „Das war in Tokio eine Sensation“, meint Diana schmunzelnd. „Meistens bleibt nur die Frau ein gutes Jahr mit dem Kind zu Hause.“ Doch die junge Mutter ging bereits zwei Monate nach der Geburt wieder arbeiten. Ihr kleiner aufgeweckter Kaiser wächst mit Deutsch, Japanisch und Englisch dreisprachig auf. So kann Diana künftig nach Feierabend gleich in der Familie weiter Deutschunterricht für ihren Ehemann und den kleinen Sohn geben.
Thomas Gillmeister