Auch Modezeichnungen, wie diese von Hannelore Gabriel, werden in der Ausstellung zu sehen sein. Foto: PM

GRIMMA. Die Erinnerung verklärt so manches. Sicher trifft das auch auf die Trends der DDR-Mode zu, aber war sie am Ende vielleicht doch besser als ihr Ruf? Gibt es sie überhaupt, „die DDR-Mode“? Im Kreismuseum Grimma kann man sich selbst ein Urteil bilden: Der Leipziger Verein „Chic im Osten e. V.“ zeigt dort bis zum 4. August eine Schau mit DDR-Mode.

Zu sehen sind Mode der 1940er- bis 1980er-Jahre – von flippig bis klassisch, von schreiend bunt bis anspruchsvoll und exquisit. Das, was damals getragen wurde, unterlag immer den Trends der Zeit, und wenn es etwas nicht zu kaufen gab, verließ man sich auf Do-it-yourself. Die Entwürfe der Gestalterkollektive des zentralen Modeinstituts der DDR fielen meist den ökonomischen Zwängen der real existierenden Planwirtschaft zum Opfer. Da galt schon mal die aufkommende Maxi-Mode mit einem größeren Stoffverbrauch als verpönt. Die Modedesigner arbeiteten mit engen Bandagen, versuchten, aus strengen Planvorgaben, den vorhandenen Stoffen und Technologien das Machbare herauszuholen. Die Bekleidungsindustrie produzierte vorrangig als billiger Devisenbeschaffer für westdeutsche Versand- und Kaufhäuser. Und so war Mode in der DDR ein absoluter Mangel. Wenn Frauen sich kleiden wollten wie im Westen, musste sie zu einer Schneiderin gehen oder sie nähten und färbten selbst.

So war es für die meisten Frauen im Osten Selbstverständlichkeit, sich selbst einzukleiden, zu nähen, zu stricken, zu häkeln. Die Modezeitschriften haben das mit ihren beigelegten Schnittmusterbögen oder Strickanleitungen forciert. Es gab sogar regelmäßig Modenschauen, aber die Frauen im Publikum wussten genau, dass sie diese Kleidung nicht kaufen konnten, sondern selbst machen mussten. „Die Mode in der DDR war besser als ihr Ruf“ sagt die promovierte Kunstwissenschaftlerin Ute Scheffler. „Sie war ausgesprochen vielseitig, abwechslungsreich, individuell und kreativ – weil sie in den meisten Fällen selbst gemacht war. Und das mit einem nie versiegenden Ideenreichtum: Omas Küchengardine wurde zur Bluse, dafür eigneten sich auch hervorragend Babywindeln, die vorher gefärbt oder gebatikt wurden. Bettwäsche, besonders Bettlaken, waren ausgesprochen beliebt. Filigrane Lochstickereien waren keine Seltenheit.“

Ute Scheffler sammelt seit 20 Jahren Mode aus der ehemaligen DDR. Anfang 2016 schlossen sich verschiedene Akteure in Leipzig zu dem Verein „Chic im Osten“ zusammen: Mitglieder sind neben früheren Modedesignern und Mitarbeitern des (ehemaligen) Modeverlages der DDR Kulturwissenschaftler und Museologen sowie begeisterte Trägerinnen und Träger der Mode jener Jahre. Um die 1 000 Kleidungsstücke und Accessoires wie Hüte, Handschuhe, Taschen und Schuhe, Dokumente und Zeitschriften gehören zu den „Schätzen vom Kleiderbügel“. red

Termine im Ausstellungszeitraum:

28. April, 15 Uhr: Führung durch die Ausstellung „Chic im Osten“ mit Frau Dr. Ute Scheffler

19. Mai, ab 11 Uhr: Internationaler Museumstag: Modenschau mit dem Verein „Chic im Osten“ und Soljanka aus dem Kessel

23. Juni, 15 Uhr: Bildervortrag mit Manfred Pippig „Mode früher“

Während des Ausstellungszeitraums bietet das Museum für Schulklassen neben einer Führung auch einen Workshop zum kreativen Gestalten von Stoffen an. Das entsprechende Material wie Stoff, Textilfarbe und Druckutensilien sind im Museum vorhanden, daher brauchen die Schüler außer ein paar guten Ideen nichts mitzubringen.

Kreismuseum Grimma, Paul-Gerhardt-Straße 43, Telefon:  03437 911132
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag und Sonntag von 10 bis 17 Uhr, Montag und Samstag ist geschlossen.

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT

Please enter your comment!
Please enter your name here