Mulde bei Hohenprießnitz: Wie ein blaues Band schlängelt sich die Mulde von Eilenburg nach Bad Düben durch die Landschaft. Foto: KiKi

EILENBURG/BAD DÜBEN. Die Bundesregierung hat beschlossen, Fließgewässer und Auen in ihrer Funktion als Lebensraum zu sichern, denn aufgrund gravierender Hochwasserereignisse ist klar geworden, dass man den Flüssen wieder mehr Raum geben muss. Man hat unter anderem festgestellt, dass sich im Bereich zwischen Eilenburg und Bad Düben Naturschutz und Hochwasserschutz gut kombinieren ließen.

Ob und wie das funktionieren könnte, soll die Machbarkeitsstudie „Lebendige Mulde“ zeigen. Was es damit auf sich hat, wurde bereits im vergangenen Jahr in Eilenburg und in Glaucha vorgestellt. Im Januar beschäftigte sich nun der Gemeinderat Zschepplin mit diesem Thema. Bürgermeisterin Roswitha Berkes konnte neben den Abgeordneten auch 70 interessierte Gäste im Saal in Naundorf sowie Dr. Thomas Gröger, Referatsleiter im Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft, und seine Mitarbeiterin Ines Senft begrüßen.

Doch worum geht es eigentlich? Vorrangig ist man bestrebt, durch diese Studie zu ermitteln, inwieweit die Wiederherstellung natürlicher Überschwemmungsbereiche an der Mulde möglich sind. In einem umfangreichen Vortrag verdeutlichte Ines Senft die Vorteile, die sich durch eine naturnahe Flussaue zwischen Eilenburg und Bad Düben ergeben. Auch, wenn es sich vorrangig um ein Naturschutzprojekt handelt, profitieren die hochwassergebeutelten Ortslagen, insbesondere Oberglaucha, Niederglaucha und Gruna langfristig gesehen von einen besseren Hochwasserschutz.

Geprüft werden soll zum Beispiel, welche Maßnahmen in der Muldeaue zwischen Bad Düben und Eilenburg machbar wären, um ehemalige Wasserläufe und Flutrinnen wiederherzustellen, um Gewässerrandstreifen einzurichten, und wie man die Durchgängigkeit von Fließgewässern erreichen könne. Die Studie soll auch in Erfahrung bringen, welche Kosten nötig wären und welche Fördermöglichkeiten infrage kämen.

„Naturnahe Auen haben vielfältige Funktionen“, erklärte Ines Senft. Sie entlasten im Hochwasserfall das Flussbett und unterstützen den Fluss bei der Selbstreinigung. Eine gesunde und ökologisch funktionierende Flusslandschaft biete vielen Tieren und Pflanzen Lebensraum und den Menschen Erholungsraum. Wie beim Vortrag von Ines Senft deutlich wurde, sollen insbesondere vier Muldeabschnitte näher unter die Lupe genommen werden, ob diese sich als potenzielle, natürliche Überschwemmungsgebiete eignen könnten: Hainichen-Zschepplin, Mörtitz-Gruna-Laußig, Hohenprießnitz-Glaucha und Laußig-Pristäblich. Wenn sich in den genannten Bereichen gute Voraussetzungen bieten, könnte es mittel- oder langfristig zu Deichrückverlegungen kommen. Im Gegenzug würden die betroffenen Dörfer in der Aue, wie beispielsweise Glaucha, eingedeicht werden.

Für Thomas Hartmann macht die ganze Sache Sinn. Der 51-Jährige ist nicht nur Zscheppliner Gemeinderatsmitglied, sondern auch Kreistagsmitglied, Ortsvorsteher und Vorsitzender der Bürgerinitiative „HQ100-Schutz für Glaucha“. Wie von ihm zu erfahren ist, stehe sein Dorf, das 2002 und 2013 in den Fluten unterging, beim Hochwasserschutz in Sachsen auf Platz 580. Deshalb könne man seiner Meinung nach mit diesem Naturschutzprojekt auch das Hochwasserproblem in absehbarer Zeit beheben.
Weitere Chancen, die sich aus der Studie ergeben, nannte eine dargestellte Grafik: verbesserte Gewässergüte, Intaktes Ökosystem, Naherholung, Lebensraumsicherung geschützter Arten, um nur einiges zu nennen.

Da einige Landwirte und Grundstücksbesitzer der Studie kritisch gegenüberstehen, soll eine Arbeitsgruppe gegründet werden, um die Interessengruppe zu hören und verschiedene Varianten und Lösungsansätze zu diskutieren. KiKi

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