Clara Schumann am Klavier, um 1878. Foto: Hanfstaengel / Robert-Schumann-Haus Zwickau

Leipzig feiert Clara Schumann! Schirmherrin und Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke eröffnete am vergangenen Mittwoch das Festjahr „CLARA19“. Präsentiert wurde das umfangreiche Programm in der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ (HMT), wo die vor 200 Jahren im Zentrum Leipzigs geborene Clara kurzzeitig selbst unterrichtet hat. Umrahmt wurde die Veranstaltung vom Mendelssohn Kammerorchester und der diesjährigen Schumann-Preisträgerin der Stadt Zwickau, Ragna Schirmer, die gemeinsam das Klavierkonzert op. 7 der Jubilarin interpretierten.

Das Publikum erwartet 2019 über 170 Veranstaltungen. Gestaltet werden sie von rund 60 Institutionen der Leipziger Kulturszene (u.a. Gewandhausorchester,
Leipziger Ballett, MDR-Rundfunkchor, Bach-Museum, Schumann-Haus, Theater der Jungen Welt) und international renommierten Künstlern wie Lauma und Baiba Skride (Klavier/Violine), Antje Weithaas (Violine), Andris Nelsons (als Chefdirigent des Gewandhausorchesters und als Trompeter), Ragna Schirmer (Klavier), die Cellisten Marie-Elisabeth Hecker und Peter Bruns sowie dem Vogler Quartett und dem Alinde Quartett.

Die Beschäftigung mit Clara Schumann reicht dabei weit über Orchester- und Kammermusikkonzerte hinaus: Theater- und Ballettproduktionen, Ausstellungen, Kolloquien sowie Wanderungen, Radtouren, Mitsingkonzerte in den Parks und ein Freiluftfgottesdienst sind inspiriert von der Vielseitigkeit des Stars des 19. Jahrhunderts. MDR KULTUR produziert in Zusammenarbeit mit Accentus Music und ARTE eine Dokumentation über Clara Schumann und deren Spuren in Europa, ausgehend von ihrer Heimat (Sept. 2019). Anlässlich des Geburtstages entwickelte die Bäckerei Jürgen Kleinert ein „Clärchen“ – das Leipziger Traditionsgebäck „Die Lerche“ wird 2019 zur „süßen Hommage“ für Clara Schumann und ist ab sofort in allen Kleinert-Filialen erhältlich.

„Das Festjahr CLARA19 gibt der Musikstadt Leipzig ein neues Gesicht! Die Pianistin, Komponistin, Konzertunternehmerin und Pädagogin Clara Schumann, die sich europaweit auf Konzertreisen begab und eine europäische Kultur mitgestaltete, inspiriert auf besondere Weise. Dies nehmen Leipzigs Kulturakteure begeistert auf. Lassen Sie sich einladen zu einem Festjahr, das den bislang umfangreichsten Versuch darstellt, weitgefächert, die großen und kleinen Kulturinstitutionen an einen Tisch zu bringen und ein gemeinsames Thema zu gestalten“, so Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke. Die Stadt Leipzig fördert das Festjahr mit rund 340.000 Euro, wovon 110.000 Euro Projekten der Freien Szene zur Verfügung gestellt wurden.

CLARA19 ist ein Projekt der Stadt Leipzig mit Unterstützung der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH. Der künstlerische Leiter Gregor Nowak (Schumann-Haus Leipzig) zeigt sich über die Resonanz beeindruckt: „CLARA19 ist ein Festjahr, das keiner übergeordneten Dramaturgie folgt, sondern die Energie und die Kraft der einzigartigen Musikstadt Leipzig erlebbar macht. Clara Schumann bietet durch ihr außergewöhnliches Schaffen und ihre dramatische Vita nahezu perfekte Anknüpfungspunkte für eine künstlerische, wissenschaftliche sowie unterhaltsame Auseinandersetzung und eröffnet Perspektiven, die in unserer heutigen Zeit an Aktualität nichts eingebüßt haben.“

Ausstellungen und Führungen erwecken Geschichte zum Leben

Den Blick auf drei bekannte Musikerinnen des 18. und 19. Jahrhunderts, Anna Magdalena Bach, Fanny Hensel und Clara Schumann, richtet das Bach-Museum in seiner Ausstellung vom 23.08.2019–19.01.2020. Das Museum für Druckkunst lässt „Eine musikalische Liaison“ entstehen: Gefeiert wird das 300-jährige Jubiläum des ältesten Musikverlages der Welt Breitkopf & Härtel (gegründet in Leipzig) und der 200. Geburtstag von Clara Schumann (Ausstellungszeitraum: 08.03.–23.06.2019). Das Staatsarchiv Leipzig veranstaltet Führungen durch das sonst nicht öffentlich zugängliche Magazin und gewährt Einblicke in bedeutende historische Dokumente, wie die Gerichtsakte in der Eheeinwilligungssache sowie Korrespondenzen und Notenmaterial. (12.06. und 26.08.). Weitere Ausstellungen und Führungen des Musikinstrumentenmuseums der Universität Leipzig, Mendelssohn-Hauses („Clara und Felix“) und Stadtgeschichtlichen Museums bereichern das Programm von CLARA19.

Musik, Theater, Freiluftveranstaltungen an Originalschauplätzen

Leipzig bietet zahlreiche Originalschauplätze und Orte, die Clara oft besuchte: Die HMT veranstaltet am 26. Januar eine Konzertperformance mit Studierenden zum Beginn des Clara Schumann-Jahres. Das Schloss Lützschena verwandelt sich in eine Tanzbühne für das Leipziger Ballett (16.05.). In Leipzig-Abtnaundorf inszeniert Choreografin Heike Hennig mit Ragna Schirmer einen Musik-Theater-Spaziergang „CLARA – bewegt“ (19.05., Leipziger Romantik e.V.). In Clara und Robert Schumanns Hochzeitskirche, der heutigen Gedächtniskirche Schönefeld, erklingen zum Valentinstag am 14.02. Musik und Segen für Verliebte (Leipziger Notenspur). Außerdem ist die Kirche Ausgangspunkt für einen geführten Hochzeitsspaziergang über die Parthenaue in den Abtnaundorfer Park (11.08., Notenspur, LeipzigGrün, Grüner Ring Leipzig). Das Mendelssohn-Haus Leipzig veranstaltet mehrere Sonntagsmatineen sowie den Leipziger Klaviersommer (04.-25.08) zu Ehren von Clara Schumann.

Im Schumann-Haus sind im Rahmen von CLARA19 zahlreiche Veranstaltungen zu erleben, teilweise auch als Benefizkonzerte zugunsten der neuen Dauerausstellung. Diese richtet den Blick auf das Experiment der einzigartigen Künstlerehe zwischen Clara und Robert, das in der Inselstraße in Leipzig begann. Für die Öffentlichkeit ist das neugestaltete Museum ab dem 14.09., einen Tag nach Claras Geburtstag, zu sehen. Verbunden ist die Wiedereröffnung des Hauses mit dem großen Inselstraßenfest. Die Schumann-Festwochen, beginnend am Hochzeitstag, dem 12.09., versprechen ein abwechslungsreiches Programm: u.a. mit dem Kammermusikfestival „10 für Clara“. Zehn international geschätzte Künstler konzertieren eine Woche lange gemeinsam an Orten, die 2018 mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet wurden. Zu erleben sind u.a. Antje Weithaas, Dong Suk Kang und Sayako Kusaka (Violine), Pauline Sachse (Viola), Marie-Elisabeth Hecker und Peter Bruns (Violoncello), Martin Helmchen, Antti Siirala und Annegret Kuttner (Klavier). Spielorte: Schumann-Haus, Sommersaal des Bach-Museums, Alte Nikolaischule, Grieg-Begegnungsstätte. Clara, das Wunderkind, die Pianistin, Pädagogin und Köchin Die junge Clara bringt das Theater der Jungen Welt in „Mädchenmonstermusik“ in der Regie von Michaela Dicu auf die Bühne (Premiere: 04.05.). Die Konflikte zwischen Gender, Beruf, Beziehung und Familie im Leben der Jubilarin interessieren Choreografen Wagner Moreira in seiner neuen Arbeit für die Leipziger Tanztheater Company (Premiere: 13.09.)

Clara als Pianistin ehrt die Neue Leipziger Chopin-Gesellschaft in ihrer Konzertreihe Herfurthsche Hausmusik (Kooperation mit der Stadt Markkleeberg) und blickt in „Claras Repertoirebüchlein“ auf ihre bewegte Konzerttätigkeit in ganz Europa (ab 20.01.). Clara und ihre Schüler, die Schule Friedrich Wieck und Claras Repertoire sind Gegenstand des Kolloquiums der HMT Leipzig, Fachrichtung Klavier/Dirigieren (15.05.) „Clara Schumann – Facetten und Funktionen“ lautet der Titel der internationalen musikwissenschaftlichen Konferenz der Robert-Schumann-Gesellschaft Zwickau e. V., in Kooperation mit Dresden und Leipzig (09.-12.05.). Den Klavierbau der Zeit bringt Ragna Schirmer im Konzert „CLARA – Instrumente ihres Lebens“ (21.05.) an sieben verschiedenen Flügeln zu Gehör. Claras eheliches Kochbuch ist Grundlage des unterhaltsam-kulinarischen Abends „Adolf Südknecht kocht Clara Schumann“ im Werk 2 (20./21.09.). Ergänzt wird das Festjahresprogramm durch das Frauenfestival am 29.06. auf dem Leipziger Markt zum 200. Geburtstag von Clara Schumann & Louise Otto-Peters, das Theaterprojekt „Klara trifft Clara“ der Kulturwerkstatt KAOS (Premiere: 11.1.) das Festival Sommertöne (14.-30.06.), den Leipziger Clara- Schumann-Wettbewerb für junge Pianistinnen und Pianisten (18.-20.10.) sowie zahlreiche weitere Veranstaltungen.

Clara Schumann verbrachte ihre ersten 25 Lebensjahre in Leipzig und heiratete hier Robert Schumann. Im Alter von neun Jahren gab sie ihr erfolgreiches Konzertdebüt im Leipziger Gewandhaus. Als anerkannte Künstlerin feierte sie in der Leipziger Zeit Konzerterfolge in Paris, Wien, Kopenhagen, St. Petersburg u.a. Anlässlich ihres 50-jährigen Künstlerjubiläums wurde sie 1878 im Leipziger Gewandhaus geehrt. Im Leipziger Schumann-Haus verlebten Clara und Robert Schumann die glücklichen ersten vier Ehejahre. Am 13. September 1840 bezogen die frisch Vermählten ihr erstes gemeinsames Domizil in einem aufstrebenden neuen Stadtteil, das sich zum Zentrum des Buchgewerbes entwickelte. Zahlreiche Verlage und Buchdruckereien siedelten sich hier an, darunter Breitkopf & Härtel und C. F. Peters sowie F. A. Brockhaus und Reclam. In der Inselstraße 18 begrüßte das Künstlerpaar regelmäßig berühmte Persönlichkeiten wie Felix Mendelssohn Bartholdy, Franz Liszt und Hector Berlioz. Hier komponierte Robert Schumann einige seiner bedeutenden Werke, beispielsweise den Liebesfrühling op. 37 zusammen mit Clara, die Frühlingssinfonie op. 38, die Dichterliebe op. 48 sowie sein Klavierquintett op. 44, das seine Frau im Gewandhaus uraufführte. PM

Informationen:
clara19.leipzig.de
leipzig.travel/clara

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