Sofia aus dem Muldental ist Kandidatin bei
Sofia aus dem Muldental ist Kandidatin bei "The Voice Kids". Foto: Joyn, Claudius Pflug

„That a hero lies in you”, schmettert Sofia auf der riesigen Bühne dem Fernsehpublikum entgegen. Die Stimmgewalt, mit der die Neunjährige den bekannten Song von Mariah Carey performt, überzeugt die Jury. Wincent Weiss ist der erste, der seinen Buzzer drückt und dessen Sessel sich zu der jungen Sängerin umdreht.

Bei diesen so genannten „Blind Auditions” der Fernsehshow „The Voice Kids” sitzen die Jurymitglieder mit dem Rücken zu den jungen Kandidatinnen und Kandidaten. Das Äußere der Jungen und Mädchen, die zwischen 7 und 15 Jahre alt sind, soll nicht ablenken. Einzig die Stimme ist ausschlaggebend, ob jemand weiterkommt.

Sofia Eckstein aus dem Muldental hat es geschafft. Sie strahlt, als sich nach und nach alle Sessel der Jurymitglieder zu ihr drehen. Neben Wincent Weiss gehören auch Sänger Clueso, Musikerin Ayliva und Silbermond-Frontfrau Stefanie Kloß zu den „Coaches”. „Wie kann man denn neun sein und so krass singen?“, fragt Wincent Weiss nach ihrem Auftritt. Mit hartem Training und viel Ausdauer, könnte die Antwort lauten.

Sofias Leben dreht fast ausschließlich ums Singen

Seit sie drei ist, dreht sich Sofias Leben fast ausschließlich ums Singen. Nun hat sich ihr Ehrgeiz ausgezahlt. Sie setzte sich unter mehreren tausend Bewerbern durch – und durfte ihr Können erstmals vor einem Fernsehpublikum zeigen. Im Gespräch sitzt Sofia etwas verschüchtert auf der Couch und erzählt mit leiser Stimme von den zwei vorherigen Auswahlrunden, die sie gemeistert hat und davon, wie schwierig es war, ihren Freunden zu verheimlichen, dass sie bei der Sat1-Show mitmacht. Die durften erst davon erfahren, als das Ganze in der Mediathek ausgestrahlt wurde.

Dass sie nach der Vorauswahl tatsächlich in der Show auftreten kann, eröffneten ihr ihre Eltern auf ganz besondere Weise mit: Sie erfuhr es auf einer großen Familienfeier im Schloss Moritzburg, bei der alle Verwandten im Kostüm erschienen. Als Sofia als Prinzessin verkleidet den Saal betrat, erwartete ihre Familie sie mit Plakaten, auf denen stand „Du bist dabei.” Nur 60 Kinder schafften es in die Show. „Das war richtig cool”, erinnert sich Sofia an den Überraschungsmoment. „Sie war sprachlos”, sagt ihre Mutter Tatjana Eckstein.

Aufzeichnung der Sendung in Berlin

Einige Wochen später ging es zur Aufzeichnung der Sendung ins Studio nach Berlin. Dafür bekam Sofia sogar schulfrei. „Wir mussten zeitig aufstehen und vom Hotel aus zum Studio laufen”, berichtet sie. Eine Stylistin kümmerte sich um ihre Frisur, sie wurde geschminkt, bekam ihr Bühnenoutfit – eine weiße Jacke und einen schwarzen Rock mit Tüll – und musste viel warten.

Dann stand endlich ihr Auftritt an, vor dem sie ganz schön nervös war, erzählt sie. „Das spannendste war, dass man einen Zentimeter vor dieser Wand steht und die dann plötzlich aufgeht.” Die Tür öffnete sich, Sofia sah nur die Sessel der Jurymitglieder und das Publikum. „Ich dachte nicht, dass da die echten Coaches sitzen”, sagt sie und grinst. Sofia legte los – und überzeugte mit dem gefühlvollen „Hero”.

Die Jury bei der 13. Staffel von „The Voice Kids“ besteht aus Sil-bermond-Frontfrau Stefanie Kloß, Sänger Clueso, Musikerin Ayli- va und Sänger Wincent Weiss (v.l.). Foto: Joyn, Claudius Pflug
Die Jury bei der 13. Staffel von „The Voice Kids“ besteht aus Sil-
bermond-Frontfrau Stefanie Kloß, Sänger Clueso, Musikerin Ayli-
va und Sänger Wincent Weiss (v.l.). Foto: Joyn, Claudius Pflug

Ein Song, der sehr gut zu ihr passt, findet Mutter Tatjana, die überaus stolz auf ihre Tochter ist und deren Musikkarriere fördert, wo es geht. „Für das, was Sofia alles leistet, da passt der Begriff ’Hero’. Bis ins Halbfinale der 13. Staffel von “The Voice Kids” hat Sofia sich gesungen. Das Finale der Sendung verpasste sie knapp, weil ihr Coach Wincent Weiss ein anderes Kind für die Endrunde nominiert. Dort treten dann zwölf Kinder gegeneinander antreten. Wer die Show gewinnt, entscheiden die Zuschauer per Abstimmung in der Live-Sendung.

Sofia will gern berühmt werden

Immerhin sei sie schon weit gekommen, findet die Neunjährige. “Ich wollte meine Stimme zeigen und das Publikum von den Stühlen reißen.” Beides habe sie erreicht. Sofia hat ihr Ziel fest im Blick: “Mein Traum ist es, berühmt zu werden.” Am liebsten will sie irgendwann als Sängerin auf der Bühne stehen. Die Show ist ein Meilenstein auf dem Weg zu ihrem Traum. Und sollte es mit der Karriere im Musikbusiness nicht klappen – „dann wird sie eben Musiklehrerin”, sagt Mama Tatjana.

“Ich wollte meine Stimme zeigen und das Publikum von den Stühlen reißen.”

Doch ihre Familie und ihre Freunde glauben an fest an Sofias Traum. Viele bestärkten sie darin, es mal bei „The Voice Kids” zu probieren. Ihr Gesangslehrer, der sie seit sechs Jahren unterrichtet, war sich sicher, dass sie nun soweit sei, bei der Show mitzumachen. Mama Tatjana sagt: „Wir merken, dass es ihr Spaß macht. Deshalb unterstützen wir sie auch so sehr.” Doch das bedeutet auch: Das Pensum der Neunjährigen ist ein anderes als bei den meisten Kindern in ihrem Alter.

Sofia lebt mit ihrer Familie in einem Haus im kleinen Ort Nepperwitz bei Wurzen. Sechs Uhr morgens klingelt der Wecker der Viertklässlerin. Nach dem Frühstück fährt sie mit dem Bus ins benachbarte Bennewitz in die Grundschule. Meistens hat sie sechs Stunden Unterricht. Ihre Lieblingsfächer sind Sport, Musik und Mathe.

Nach dem Hort fährt sie mit dem Bus zurück Hause und spielt gern noch mit ihrer kleinen Schwester, die gerade fünf geworden ist. Oft aber hat sie nachmittags noch andere Verpflichtungen: Montags lernt sie in einer Tanzschule Videoclipdance und Bühnentanz. Mittwochs steht Klavierunterricht auf dem Programm, freitags zwei bis vier Stunden Gesangstraining bei ihrem Lehrer – „streng ist der schon, aber auch ganz nett.”

Karaoke, Klavier und Tanzen

Auch zu Hause muss Sofia viel üben. Dort singt sie Karaoke, spielt Klavier oder tanzt mit der kleinen Schwester. Sie gibt zu: „Die Woche ist voll und es ist anstrengend.” Manchmal, sagt sie, habe sie keine Lust auf das viele Training. Aber dann überwiegt die Freude am Singen, Tanzen und Musik machen. Damit aufzuhören, kam für sie bisher nicht in Frage.

Mutter Tatjana sagt: „Sofia hat schon immer zu Hause viel gesungen.” Das hat sich nicht geändert. Es gibt wenig stille Momente in ihrem Leben. Sofia singt fast den ganzen Tag – und zwar überall: auf der Straße, im Garten, in der Schule. „Meine Mitschüler nennen mich lebendes Radio”, sagt sie und lacht. Nur im Unterricht und im Bus ist sie leise, sagt sie.

Sofia Eckstein aus dem Muldental hat sich bis ins Halbfinale von „The Voice Kids“ gesungen. André Kempner
Sofia Eckstein aus dem Muldental hat sich bis ins Halbfinale von „The Voice Kids“ gesungen. André Kempner

Eine kreative Ader ist auch in der Familie verwurzelt. Sofias Mutter, die als Berufsberaterin im Jobcenter arbeitet, hat in der Schulzeit im Chor gesungen und malt heute Landschaftsbilder. Ihr Vater ist Holzdesigner. Dass Sofia auch auf Russisch und in der tatarischen Sprache, einem usbekischen Dialekt, singt, hat ebenfalls mit ihren Eltern zu tun. Während ihre Mutter kasachische Wurzen hat, stammt ihr Vater aus Usbekistan. Beide lernten sich in Leipzig während des Studiums kennen. Zu Hause wird Russisch und Deutsch gleichermaßen gesprochen.

Vorbilder sind Whitney Houston, Michael Jackson und Christina Aguilera

Zu Sofias Vorbildern gehört neben Whitney Houston, Michael Jackson und Christina Aguilera auch der kasachische Sänger Dimash Kudaibergen. Im November vorigen Jahres trat er in Prag vor fast 16 000 Zuschauern auf. Sofia stand in der Menge und wollte ihrem Idol Blumen schenken. Doch der Sänger fragte sie, ob sie mit ihm auf die Bühne kommen wolle. „Ich hab nicht gedacht, dass sie sich traut”, erinnert sich Mama Tatjana. Doch Sofia war mutig – und sang sogar gemeinsam mit ihrem Vorbild ein Lied.

Auf kleineren Bühnen stand die Schülerin dagegen schon öfter – etwa auf dem Weihnachtsmarkt in Bennewitz oder beim Wasserfest in Leipzig. Präsent ist die Neunjährige außerdem bei Instagram, TikTok und Youtube. Die Accounts werden von ihrer Mutter verwaltet. „Dort geht es ausschließlich um Sofia und ihre Musik”, sagt Mama Tatjana. „Wir zeigen nur das Künstlerische. Das Private geht keinen an.” Sofia hat bereits ein eigenes Smartphone, mit dem sie sich durch die sozialen Netzwerke scrollt. In der Familie gibt es für die Handynutzung eine klare Regel: Eine Stunde am Tag darf geschaut werden. Danach muss sie das Gerät weglegen.

Mama Tatjana legt Wert darauf, dass Sofia neben der Musik eine möglichst normale Kindheit erlebt. „Es ist uns wichtig, dass sie ihren Freiraum hat und sich auch als Kind fühlen darf.” Im Sommer geht Sofia gern ins Schwimmbad oder fährt Inline-Skates, im Winter zieht sie die Schlittschuhe an. Zu Hause bastelt sie viel oder tobt auf dem Spielplatz auf dem Grundstück, den ihr Opa gebaut hat. Außerdem liebt sie Disneyfilme wie „Variana”. Die Hauptdarstellerin ist ziemlich frech und mutig – ein bisschen wie Sofia. Gina Apitz

Hier geht es zu Sofias Instagram-Account.

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