
Ein wichtiges Pilotprojekt für mehr Klimaschutz und Versorgungssicherheit – so sehen die Leipziger Stadtwerke diese Investition in der Südvorstadt: Es geht erstmals um den flächendeckenden Ausbau des Fernwärme-Netzes; schon im Frühjahr 2026 sollen die ersten Häuser rings um die Fichtestraße angeschlossen werden.
„Allein der Ausbau in der Südvorstadt wird in seiner Maximalvariante 47 Millionen Euro kosten“, sagt Hartwig Kalhöfer. Er verantwortet die Strategie zur Wärmewende bei dem Energieversorger: „Wir versprechen uns dadurch viele Erkenntnisse, die später auf andere Stadtteile übertragen werden können.“
Ein Rechteck wird angeschlossen
Aktuell läuft der Anschluss eines nahezu rechteckigen Gebietes, das von der Karl-Liebknecht- bis zur August-Bebel-Straße reicht sowie von der Richard-Lehmann- bis zur Körnerstraße. „600 Gebäude in verschiedensten Größen befinden sich in diesem Bereich. Es geht also um Tausende Haushalte“, erläutert Projektleiterin Olga Naumov.
Die Viertel östlich der Karl-Liebknecht-Straße könnten bereits Fernwärme nutzen. Der Streifen zwischen der August-Bebel-Straße und dem Auenwald komme hingegen erst später an die Reihe, ergänzt dazu noch der zweite Projektleiter Tim Burghardt.
Damit bei den Arbeiten nie ein ganzes Viertel abgeriegelt wird, erfolge der Ausbau in vielen kleinen Abschnitten – oftmals gleichzeitig an verschiedenen Ecken der Südvorstadt. Derzeit sind Bagger und Bauzäune der Stadtwerke zum Beispiel in der Kant-, Koch- und Karl-Liebknecht-Straße zu sehen. Die Reihenfolge hänge immer auch davon ab, wo andere Versorger wie die Wasserwerke, Leipziger Verkehrsbetriebe oder Telefongesellschaften gerade ebenfalls Baustellenbedarf sehen – oder wo ohnehin Straßen, Fußwege, Bauminseln oder Haltestellen überholt werden müssen.
„In der Fichtestraße zum Beispiel nutzen die Wasserwerke gleich die Gelegenheit, um ihre Leitungen zu erneuern“, sagt die Projektleiterin. Die Stadtwerke ihrerseits würden außerdem überall noch Glasfaserkabel mit in die Erde bringen: „Dadurch können wir den Anwohnern auch Internet-Anschlüsse mit einem Gigabit im Download und WLAN für ihr Zuhause anbieten.“
Freiwilliger Anschluss
Selbstverständlich sei der Anschluss an die Fernwärme freiwillig, betont Chefstratege Kalhöfer. „Wir versuchen, sehr frühzeitig alle Hauseigentümer umfassend über die Möglichkeiten zu informieren – und ihnen bei Bedarf den Wechsel so einfach wie möglich zu machen.“
Voraussichtlich bis 2029 werde die Erschließung der gesamten Südvorstadt dauern. Doch wer wolle, könne schon jetzt einen Versorgungsvertrag mit den Stadtwerken abschließen und das kommunale Unternehmen dabei beauftragen, den vorhandenen Heizkessel so lange zu betreiben, zu warten und zu reparieren, bis der Wechsel auf Fernwärme möglich ist.
6000 Anfragen von Hauseigentümern
Das Interesse ist da: Die Leipziger Stadtwerke hätten bereits 6000 Anfragen von Hauseigentümern erhalten, die einen Anschluss ans Wärmenetz wünschen. Vorteile seien geringe Investitionskosten und wenig Platzbedarf, relativ stabile Preise (sie wurden zum Jahresanfang um sechs Prozent gesenkt) und eine gute Umweltbilanz.
Bereits in den vergangenen Jahren wurde das städtische Wärmenetz Stück für Stück erweitert. Seit 2020 stieg die Zahl der Abnahmestellen um 300 auf gegenwärtig 6226. Bisher ging es aber meist um Verdichtungen in Gebieten, die schon Fernwärme hatten. Das ändere sich nun erstmals mit dem flächendeckenden Ausbau in der Südvorstadt, erklärt er.
Etwa 220 000 Leipziger nutzen bereits Fernwärme, also rund ein Drittel der Einwohner. Das Ausbauziel des städtischen Unternehmens liegt bei künftig mindestens 50 Prozent. Ach ja: Der jeweils neueste (Versorgungs-)Stand finde sich auf einer Fernwärme-Karte der L-Gruppe im Internet. JR
Infos: www.l.de