
Berufsberaterin Claudia Sartorius-Kroschky gibt im Interview jungen Leuten Tipps, wie nach der Schule die richtige Entscheidung für ihren weiteren Werdegang treffen.
Das letzte Schuljahr vor der Brust und noch kein Plan, wie es nach der Schule im Herbst weitergehen soll – was raten Sie aktuell noch gänzlich ratlosen Schülern?
In den Abgangsklassen herrscht zum jetzigen Zeitpunkt zum Glück wenig Ratlosigkeit. Die Berufswahl ist dort in der Regel schon auf der Zielgeraden. Bis dahin ist schon viel gelaufen, zum Beispiel Praktika, Ferienjob, Bewerbungen, Vorstellungsgespräche. Allerdings kann es sein, dass es nicht so läuft wie gewünscht. Die Noten passen nicht, es hat eine Absage gegeben und man weiß nicht warum oder es kristallisiert sich heraus, dass Plan A vermutlich nicht funktioniert.
Und was dann?
Die direkte Ausbildungsaufnahme ist ein gutes Ziel. Keine Frage. Aber auch Zwischenschritte sind ein völlig normaler Weg. In den Beratungen zeichnet sich das mitunter frühzeitig ab. Dann greift sozusagen Plan B – beispielsweise eine Berufsvorbereitung, Einstiegsqualifizierung oder ein Freiwilligenjahr (unter anderem FSJ, FÖJ). Nicht zu vergessen, wer unter 18 Jahre ist, hat in Sachsen eine Berufsschulpflicht.
Ferienjobs und Praktika sind auch von der Arbeitsagentur empfohlene Wege zur Berufsorientierung. Ist es sinnvoll, mehrere davon zu machen, wenn die Berufsvorstellung noch nicht gefestigt ist?
Praktika sind immer eine gute Sache. Wenn sich die Gelegenheit bietet, dann los, egal ob für einzelne Tage oder zusammenhängend. Warum also nicht auch einen Ferienjob – das bringt Erfahrung und Kohle gleichzeitig.
Wer von seinem „Traumjob“ spricht, wird ja auch gern mal belächelt – so nach dem Motto „Träum weiter, klappt sowieso nicht!“. Spricht etwas dagegen, wenn man Neigungen, Lust auf ein Thema und Spaß an der Arbeit als Auswahlkriterien für eine Berufswahl ansetzt?
Der Begriff „Traumjob“ verliert mit den Schuljahren meist an seiner Bedeutung, weil einfach zunehmend Erfahrungen und Eindrücke hinzugekommen sind. Was bleibt, sind Interessen und Talente und diese sollten zum Berufswunsch passen sowie ausgetestet werden. Beides entwickelt sich.
Mindestens genauso wichtig – dranbleiben. Erstens: mit dem Willen, sich zu bewerben, ist es nicht getan. Man muss die Bewerbung auch abschicken, am besten genau über den Kanal, den das Unternehmen wünscht. Zweitens: nicht nur auf DIE EINE Bewerbung setzen. Besser, mehrere Eisen im Feuer zu haben. Und es ist völlig legitim und sogar ratsam, sich beim Unternehmen nach dem Stand der Bewerbung zu erkundigen.
Woran sollten Schüler jetzt schon denken, die sich sicher sind und im Herbst mit der Ausbildung starten?
Erstmal Glückwunsch. Nächster Schritt – und damit bitte nicht lange warten, ist der Ausbildungsvertrag, dann ein guter Schulabschluss, Ferien genießen und ab ins Berufsleben. Dazwischen sind in der Tat einige „Kleinigkeiten“ zu klären. Dazu gehört die Bewältigung der täglichen Wegstrecke zum Betrieb beziehungsweise zur Berufsschule, ein eigenes Konto, Krankenversicherung und vielleicht auch Unterstützungsleistungen wie beispielsweise Berufsausbildungsbeihilfe bei auswärtiger Unterbringung.
Wer hilft Schulabgänger, wenn es nicht mit dem Wunschberuf klappt?
Die Berufsberatung hilft. Der Weg zu uns ist ganz einfach. Wir sind nahezu wöchentlich an den Schulen und bieten dort Sprechstunden an, darüber hinaus auch bei uns im Hause oder per Video und gern mit den Eltern. Da gehts beispielsweise um Hilfen bei Misserfolgen, Alternativen oder auch Plan B.
Interview: Stefan Michaelis