Das Kieswerk Zschepplin zwischen Eilenburg und Bad Düben will interessierte Bürger künftig regelmäßig zu Führungen und Exkursionen einladen. Hierbei geht es aber nicht um Kies oder Sand, die hier abgebaut werden, sondern um den Artenreichtum der Tier- und Pflanzenwelt.
Ein Kieswerk stellen sich die meisten Menschen sicher so vor: Ein großer Bagger, lärmende LKW, Förderbänder, die Kies transportieren. Dass ein Kieswerk aber auch ein Lebensraum für 150 Vogel- und 250 Schmetterlingsarten sowie geschützte und bedrohte Pflanzenarten ist, wissen die wenigsten. Die Firmengruppe Rösl will dies nun ändern und mit regelmäßigen Führungen und Exkursionen informieren, wie sich das Unternehmen bereits während des laufenden Betriebs für den Arten- und Naturschutz einsetzt.
Idealer Standort für viele Pflanzenarten
„Kiesgruben bieten als Sekundärbiotop einen idealen Standort für viele Pflanzenarten, da natürliche Habitate in den letzten Jahren selten wurden“, informiert Eva Sonnleitner. Sie ist Diplom-Biologin und als solche beim Unternehmen Rösl Rohstoffe explizit für die Themen Naturschutz, Artenvielfalt und Biodiversität zuständig. „Uns ist es wichtig, dass wir uns um die Umwelt kümmern und im Haus eine kompetente Person dafür haben. Nur so können wir den Naturschutz im Unternehmen auch leben“, ist Franz Rösl, Geschäftsführer der Unternehmensgruppe mit zwölf Standorten in Sachsen und Bayern überzeugt.
Die Wissensvermittlung für die Mitarbeiter geschehe ganz nebenbei, wie Eva Sonnleitner sagt: „Ich halte hier keine Vorträge über Flora und Fauna, an denen die Mitarbeiter unbedingt teilnehmen müssen“, sagt die 41-Jährige. Vielmehr berate sie die Mitarbeiter im Alltag. „So legen wir etwa Blühstreifen an unseren Standorten an oder identifizieren Bereiche für den Naturschutz auf Zeit.
Wenn ich also bemerke, an einem Fleckchen in der Kiesgrube nisten Vögel oder es wollen sich Hummeln niederlassen, dann lassen wir diese Bereiche über mehrere Monate unberührt“, erklärt die Regensburgerin, die seit einem Jahr für die Unternehmensgruppe Rösl arbeitet. Auf diese Weise seien auch schon Sandkanten geschaffen worden, damit Schwalben dort nisten können. Für Kommunen, Behörden und Unternehmen werden Ersatzlebensräume zur Umsiedlung von gefährdeten Arten und Ökopunkte angeboten.
Ranger im Kieswerk Zschepplin
Unterstützt wird die Biologin von Thomas Schulze. Er ist als Naturwart und Ranger im Kieswerk Zschepplin angestellt. Der einzige Ranger, der in Deutschland für ein Privatunternehmen arbeitet, legt bewusst Biotope an und pflegt diese. „Eigentlich arbeiten Ranger nur in Nationalparks. Unser Verständnis ist aber, dass wir uns nicht nur auf die Wirtschaftlichkeit ausrichten, sondern sinnstiftend arbeiten. Und das geht nur mit Menschen, die das auch fachlich vermitteln können“, so Franz Rösl.
Dass der Ansatz aufgeht, hätte sich laut dem Unternehmer bereits mehrfach gezeigt. So schaffen Mitarbeiter mittlerweile durch Anlagen von Totholz- oder Steinhaufen selbst neue Lebensräume für Arten und haben ein Gespür dafür entwickelt, wie Naturschutz in Einklang mit der täglichen Arbeit gebracht werden kann. Wichtig ist, Ängste abzubauen und einen Weg des gesunden Miteinanders zu finden“, meint Rösl.
Einen ersten kleinen Einblick in die Artenvielfalt im Kieswerk Zschepplin konnten sich Interessierte bereits kürzlich bei einer Pilz-Exkursion verschaffen. Hinweise zu künftigen Führungen gibt es immer aktuell auf der Unternehmenswebsite unter https://www.roesl.de/aktuelles/veranstaltungen.