Der Tradition entsprechend sprach Polier Jens Jaschke den Richtspruch aus. Foto: Jens Paul Taubert
Der Tradition entsprechend sprach Polier Jens Jaschke den Richtspruch aus. Foto: Jens Paul Taubert

Nach mehreren Jahren Planung und einem halben Jahr Bauzeit hat der Rohbau für das Interdisziplinäre Notfallzentrum (INZ) am Klinikum Altenburger Land Gestalt angenommen. Mit dem Richtfest feierten alle am Projekt Beteiligten jetzt den Baufortschritt. In Anwesenheit der Mitarbeitenden des Klinikums erhielt der Rohbau seinen Richtkranz.

„Die Schaffung eines Interdisziplinären Notfallzentrums am Klinikum Altenburger Land hat eine längere Geschichte“, beginnt Geschäftsführerin Dr. Gundula Werner anlässlich des Richtfestes mit einem kurzen Rückblick. Ein Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) zur Gliederung der Notaufnahmen vom April 2018 sah vor, verpflichtend eine Triage einzuführen, also eine qualifizierte Ersteinschätzung innerhalb von zehn Minuten nach Eintreffen der Patienten. Zudem sollten sechs Überwachungsbetten vorgehalten werden.

Umbau bei laufendem Betrieb

Die Überlegung, den dazu erforderlichen Umbau bei laufendem Betrieb der Notaufnahme vorzunehmen, wurde verworfen. Die seit 1997 genutzten Räume machten Instandsetzungen sowie Eingriffe in die Bausubstanz erforderlich. Damals ging man noch von Kosten in Höhe von einer Million Euro aus.

Im Juni 2019 zogen die Mitarbeitenden der Notaufnahme mit ihrer gesamten Einrichtung von ihrem bisherigen Standort in den gegenüberliegenden Bauteil A ins Erdgeschoss. „Es sollte sich bald zeigen, dass diese Interimslösung eine sehr gute Entscheidung war“, heißt es im Rückblick. Auch im Interim erfülle die Notaufnahme die höchste Stufe der umfassenden Notfallversorgung, wie es sie nur in sieben Krankenhäusern in Thüringen gibt.

Erste Änderung mit Portalpraxis 2019

Im Frühherbst 2019 wurde ein Diskussionsentwurf für ein Gesetz zur Reform der Notfallversorgung bekannt. Sein Kern bestand in der Schaffung von Integrierten Notfallzentren mit einer Portalpraxis. Dafür wurden die Umbaupläne ein erstes Mal erheblich geändert und erweitert. Es wurde schnell klar, dass die ursprüngliche Bausumme deutlich überschritten würde. Im April 2020 stellte das Klinikum beim Thüringer Sozialministerium (TMASGFF) entsprechend einen Antrag auf Einzelfördermittel.

Während der folgenden Corona-Pandemie wurde die Zeit, so gut es ging, für weitere Planungen genutzt. Im Dezember 2022 erreichte das Klinikum der Fördermittelbescheid in Höhe von 6,7 Millionen. Euro.

Zweite Änderung und Erweiterung 2023

Seitdem hat sich durch Corona-Krise, Ukraine-Krieg, drohende Energieknappheit und Inflation viel geändert. Im Klinikum verzeichnet man eine überdurchschnittliche Zunahme von Patienten in der Notaufnahme seit 2019. Es gibt eine vierte Stellungnahme der Regierungskommission zur Reform der Notfall- und Akutversorgung. Weitere Hausarztpraxen im Altenburger Land schließen ohne Nachfolger. Auch der Stellenwert einer Chest-Pain-Unit (CPU) in der Notfallbehandlung nimmt zu.

Dahinter verbirgt sich eine Spezialstation zur Diagnostik und Primärtherapie von Patienten mit akuten Brustschmerzen. All das machte nochmalige Planänderungen notwendig: Das INZ wurde um 150 Quadratmeter Grundfläche erweitert, die Patientenwege getrennt für die fußläufigen Patienten durch Anbau eines Ganges, Teile der Portalpraxis verlegt. Diese Änderungen erläuterten der Technische Leiter des Klinikums Tilo Knoblauch sowie Bauplanerin Dietlind Frenzel im März 2023 im Thüringer Sozialministerium und erweiterten den Fördermittelantrag um weitere rund sechs Millionen Euro. Ein neuer Bescheid wird noch in diesem Jahr erwartet.

Signal dafür in die richtige Richtung

Nicole Abt, Chefärztin der Klinik für Notfallmedizin, dankte im Namen ihres Teams allen Kolleginnen und Kollegen der am Bau beteiligten Firmen. Sie und ihr Team verstehen es als ihre Aufgabe, den Menschen im Altenburger Land bestmögliche medizinische Versorgung anzubieten. Mit dem Bau des INZ werde ein Signal dafür in die richtige Richtung gesetzt, stellte die Notärztin fest.

Für alle sichtbar zu werden begann die Baustelle schließlich im Jahr 2023 mit vorgezogenen Entkernungsarbeiten und dem Bau der Straße. Im zeitigen Frühjahr 2024 wurden Um- und Neuverlegungen von Entwässerungsanlagen durchgeführt. Im Mai dieses Jahres konnte dann mit den Rohbauarbeiten gestartet werden, die bis Mitte November abgeschlossen sein sollen. Jens Jaschke, Polier und seit über 20 Jahren bei der Firma Hans Fuchs beschäftigt, sprach traditionell den Richtspruch für das künftige Notfallzentrum.

Mit dem Richtfest feierte das Klinikum traditionell die erste Etappe des Baus des INZ. Der Rohbau ist fast fertig und der Innenausbau kann beginnen.

Das Klinikum Altenburger Land in Zahlen und Fakten

Etwa 17 500 stationäre und zusätzlich 26 000 ambulante Patienten vertrauen jedes Jahr auf das Klinikum Altenburger Land an der Schnittstelle zwischen Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Jährlich werden etwa 350 Babys im Klinikum zur Welt gebracht.

Ein engagiertes Team von rund 1000 Mitarbeitenden kümmert sich um die Patienten in Altenburg und im Klinikbereich Schmölln. Rund um die Uhr bietet das Klinikum medizinische Versorgung in elf Fachkliniken. Eine exzellente technische Ausstattung ermöglicht die Anwendung moderner diagnostischer und therapeutischer Methoden. Das Klinikum ist ein Unternehmen des Landkreises Altenburger Land. Zielstrebig wird das breite Angebot an Gesundheitsdienstleistungen weiterentwickelt. CH/RM

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