Grünes Sommerkleid und ein breites Lächeln – so erscheint Fee Brembeck zum Gespräch. Gerade hatte sie noch eine Gesangsstunde bei einer ehemaligen Professorin. „Das ist ein bisschen wie bei einer Meisterschülerin”, erklärt die 30-Jährige, die seit vergangenem Jahr ihren Masterabschluss in Operngesang in der Tasche hat. Coaching auch nach dem Studium – das gehöre dazu. Anders als ihre ehemaligen Kommilitoninnen und Kommilitonen von der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ ist der Gesang aber nur ein Steckenpferd der jungen Frau. Fee, die mit bürgerlichem Namen Felicia heißt, steht nämlich auch als Comedian auf der Bühne, sie schreibt Bücher und ist begeisterte Poetry-Slammerin. „Es sind mindestens zwei Seelen, die in meiner Brust schlagen.”
Einen Schwerpunkt gebe es nicht, der Fokus ihrer Arbeit wechsele, je nachdem, was gerade ansteht, sagt sie. „Im Moment konzentriere ich mich darauf, mein neues Programm fürs Kabarett zu schreiben.” Parallel dazu nimmt sie an Vorsingen für Opernrollen teil – bisher noch ohne Erfolg. „Es gibt wahnsinnig viel sehr gute Konkurrenz.” Ohne Frage: Die Kombination aus Opernsängerin und Comedian ist schon eine ungewöhnliche. „Ich würde sagen, ich bin etwas ganz Spezielles”, sagt Fee Brembeck und lacht. Die Sopranistin gibt zu, dass es manchmal „ein Spagat” sei, beide Leidenschaften unter einen Hut zu bringen.
Liebe zur Oper schon als Kind entdeckt
Die Liebe für den Operngesang entdeckte Brembeck schon als Kind. Sie wächst in einem kleinen Dorf bei München mit drei jüngeren Geschwistern in einem musikalischen Haushalt auf. Ihr Vater ist Pianist und Dirigent, klassische Musik gehört zum Alltag. Als sie vier Jahre alt ist, sieht Fee im Fernsehen einen Bericht über eine Kinderoper und erklärt ihren Eltern: „Das will ich auch machen.” So wird sie im Kinderchor der Bayrischen Staatsoper in München angemeldet, probt vier bis fünf Mal pro Woche und hat erste Auftritte. Den älteren der beiden kleinen Brüder spannt sie bei eigenen Theaterstücken ein. Theater und Musik – beides ist genau ihre Welt.
Nach dem Abitur studiert Fee Brembeck zunächst Germanistik, Theologie und Pädagogik auf Lehramt in München. Sie sagt, ihre eher tiefe, volle Stimme brauchte noch Zeit zum Reifen. Ein Jahr lang unterrichtet die ausgebildete Deutschlehrerin danach an einer katholischen Klosterschule. Doch ihr Ziel steht fest: Sie will Gesang studieren. Parallel zu ihrer Zeit an der Schule fängt sie an, eigene Texte zu schreiben, nimmt an Poetry-Slam-Wettbewerben teil – und das gleich mit großem Erfolg. 2013 gewinnt sie den deutschlandweiten U20-Wettstreit im Poetry Slam. Aus den literarischen Texten werden nach und nach witzige Episoden – das ebnet ihr den Weg in die Comedy-Szene.
Viele ihrer Texte entstehen nachts. Da sei sie besonders kreativ, bis heute. Inzwischen nutzt die Autorin bestimmte Strategien, um etwas aufs Papier zu bringen. Auch Routine und ein gewisser Druck seien hilfreich. „Eine Deadline kitzelt bei mir immer das letzte bisschen Kreativität heraus.” Zu ihren Übungen zählt etwa das sogenannte automatische Schreiben. Dafür nimmt sich Brembeck ein leeres Blatt Papier und schreibt sieben Minuten lang per Hand auf, was ihr gerade durch den Kopf geht. „Es geht darum, die Angst vor dem leeren Blatt zu verlieren”, erklärt sie. Meistens stecke in diesen Texten schon etwas, was sich später auf der Bühne verwenden lässt – Themen, die sie ausbauen kann.
Comedian will eigene Werte vermitteln
Auch fürs witzig Schreiben gebe es spezielle Techniken, sagt Fee Brembeck. Worauf es ihr bei den Gags ankommt: „Mir ist es wichtig, dass ich meine Werte transportiere.” Menschenfreundlichkeit sei solch ein Anliegen. „Eigentlich soll es was Transformatives haben, was ich da sage”, sagt die Kabarettistin. Sie wünscht sich, dass ihre Witze beide Geschlechter gleichermaßen zum Nachdenken anregen, denn im Fokus ihrer Show steht klar das Thema Feminismus. „Es gibt keine Fernsehsendung über die klügste Frau Deutschlands, dafür aber Formate wie ‚Germanys next Topmodel’, wo es nur um das Aussehen geht.” Brembeck kritisiert, dass ein System existiere, „in dem Frauen immer noch begrenzte Möglichkeiten haben, öffentlich aufzutreten”. So bekomme man im Netz deutlich mehr Klicks, wenn man sich klassischen Frauenthemen widme – etwa Schminken, Kinder oder Kochen. „Wenn Influencerinnen in männlich besetzte Gebiete wie etwa Gaming reingehen, ernten sie dafür oft riesengroßen Hass.”
Ein Phänomen, das sie selbst erlebt hat. Von ihren Gags fühlen sich manche Männer angegriffen. Schon häufig bekam die Autorin Mord- und Vergewaltigungsdrohungen. Krasse Fälle zeige sie bei der Polizei an. Doch Konsequenzen hatte das bisher kaum. Im Internet läuft vieles anonym. Dass ihre Texte teils heftige Reaktionen hervorrufen, schockiert Fee Brembreck. „Es sind ja harmlose Mittel, mit denen ich ein System anprangere.” Ein User schickte ihr vor einiger Zeit Fotos, auf denen sie von hinten zu erkennen war, inklusive eines Drohkommentars. „Das hat mir schon Angst gemacht”, gibt die Kabarettistin zu. Doch gleichzeitig wolle sie sich davon nicht einschüchtern lassen. Und: Es sind solche Erlebnisse, die einen gewissen Trotz in ihr hervorvorrufen. Im Sinne von: jetzt erst recht.
„Es gibt keine Fernsehsendung über die klügste Frau Deutschlands, dafür aber Formate wie ‚Germanys next Topmodel’, wo es nur um das Aussehen geht.”
Als weiblicher Comedian gehört Fee Brembeck noch immer zu einer Minderheit in der Branche. Wird sie zu Comedy-Fernsehsendungen eingeladen, ist sie dort oft die einzige Frau. Den Grund dafür sieht sie zum einen in männlichen Netzwerken, die teils seit Jahrzehnten bestehen. Zum anderen darin, dass Humor gesellschaftlich eher Männern zugeschrieben wird. Dies habe auch mit Macht zu tun, die in vielen Bereichen nach wie vor häufiger von Männern ausgeübt wird. Fee Brembeck hat zu dem Thema 2021 ein Sachbuch veröffentlicht mit dem Titel „Jetzt halt doch mal die Klappe, Mann!: Warum wir auf Mansplaining keinen Bock mehr haben”. Aus ihrer Sicht sei es als Frau schwerer, als lustig wahrgenommen zu werden. Hinzu kommt: Humor sei sehr individuell. „Manche Gags kommen an einem Tag super-gut an, an anderen nicht.” Und so manche Pointe floppt vor Publikum. Ihre Show führt Brembeck deshalb vorab ihrem Mann, Freunden und ihrer Coachin vor. Sie alle schauen sich ihr Programm kritisch an und tun ihre Meinung kund. Das wird auch bald wieder der Fall sein, wenn die Kabarettistin mit ihrem neuen Programm fertig ist. Daran tüftelt die Wahlberlinerin derzeit intensiv. Die Premiere ist für Dezember geplant. Überschrieben ist es mit dem Titel „Komm du erst mal aus meinem Alter.” Der Fokus liege auf den Unterschieden zwischen den Generationen. Dass sie inzwischen die 30 erreicht hat, stört Fee Brembeck nicht. „Ich bin froh, dass ich weiser bin, als ich es mit 20 war.”
Roman und neues Programm geplant
Langweilig dürfte der Sängerin und Kabarettistin in nächster Zeit nicht werden. Sie will gern einen Coming-of-age-Roman schreiben, steht demnächst mit ihrer neuen Show auf der Bühne und würde gern eine Gastrolle in einer Opernproduktion singen. Ihr großer Traum sei es, einmal die Contessa in „Die Hochzeit des Figaro” zu spielen, in einer Wagner-Oper eine Rolle zu besetzen oder in Engelbert Humperdincks Oper „Die Königskinder” aufzutreten – letztere gehört zu ihren Favoriten.
Doch auch ohne Opernrolle ist Fee Brembeck derzeit zufrieden. „Mein Leben ist sehr aufregend. Jeden Tag ist etwas Neues”, sagt sie. Wenn Sie gerade nicht singt oder schreibt, backt sie gern Kuchen und geht seit Neuestem regelmäßig ins Fitnessstudio. Was sie dort erlebt, ergebe besten Stoff für ihr neues Comedy-Programm. Gina Apitz
Am 26. August tritt Fee Brembeck beim Livelyrix-Team-Slam in der Arena am Panometer in Leipzig an. fee-brembeck.de