Vorhang auf für den großen Auftritt: Als Mephisto ist Hartmut Müller das Gesicht vom Auerbachs Keller - und dies auch zum 500. Jubiläum im Jahr 2025. Foto: Auerbachs Keller Leipzig
Vorhang auf für den großen Auftritt: Als Mephisto ist Hartmut Müller das Gesicht vom Auerbachs Keller - und dies auch zum 500. Jubiläum im Jahr 2025. Foto: Auerbachs Keller Leipzig

Einen Pakt mit dem Teufel zu schließen ist nicht jedermanns Sache – bei Hartmut Müller hingegen sieht die Sache schon ein wenig anders aus. Denn für den Leipziger ist es ein Vergnügen. Ein ziemlich großes sogar und das seit über 30 Jahren: So lange schlüpft er schon in die Rolle des Mephisto vom Auerbachs Keller – auch Fasskellermeister mimt er für sein Leben gern. Erst recht mit Blick auf ein besonderes Jahr 2025, in dem die legendäre Gaststätte den 500. Geburtstag feiert.

Schauspiel macht glücklich – dafür gibt es kaum ein besseres Beispiel als Hartmut Müller: Denn mit dem Mephisto macht er sich nicht nur sich selbst glücklich, sondern auch alle diejenigen, die ihn leibhaftig erlebten, erleben und noch erleben werden. Das sind große Momente, wenn er den Mephisto vom Auerbachs­keller gibt, der im Sinne Goethes über sich sagt: „Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.“

Jede Menge Prominenz unter den Gästen

Unter den Millionen Gästen in den vergangenen drei Jahrzehnten war auch ganz viel Prominenz. Zum Beispiel aus der Politik wie der einstige Bundespräsident Johannes Rau oder der Altkanzler Gerhard Schröder, aber auch allerlei gekrönte Häupter. So etwa Königin Silvia von Schweden, die sogar ein klein wenig flirtete mit dem Leipziger Mephisto.

 Ein Bild mit Autorin: Als Mephisto begeistert Hartmut Müller auch Traudel Thalheim. Foto: privat
Ein Bild mit Autorin: Als Mephisto begeistert Hartmut Müller auch Traudel Thalheim. Foto: privat

Zur Freude ihres Mannes Karl Gustav, wohlgemerkt. Die Geschichte: Mephisto aka Hartmut Müller empfing die beiden mit den Worten „Ich gewähre Dir, verehrtester König, hurtig Einlass in den Reigen, denn einzig ich vermag Euch meinen Auerbachs Keller zu zeigen. Ich rate Hochwürden an, sich so dann mit mir gut zu stellen, denn der Höllentrip ist voller böser Stolperschwellen.“

Treffen mit Schriftsteller Günter Grass

Am Ende des Rundgangs habe die Königin ihn liebevoll umarmt – daran erinnert sich der Schauspieler noch heute mit Vergnügen. Ebenso wie an den Bischoff Tutu aus Südafrika: „Als ich ihn `in meinen heiligen Hallen` empfing, ihm die Hand gab, sagte er ganz aufgeregt, jetzt hat er mich, der Teufel und bat den Kellner um ein Glas Gin-Tonic.“ Auf der Leipziger Buchmesse traf er Schriftsteller Günter Grass, der zu Hartmut Müller sagte: „Mein lieber Mephisto, dass mir die Ehre zu teil geworden ist, von Dir begleitet zu werden, das ist einmalig, besten Dank.“ Die Film-und Fernsehlegende Joachim Fuchsberger hielt ganz allein im Fasskeller inne, erlebte Mephisto und meinte: „Wenn Johann Wolfgang von Goethe Mephisto und damit seine Faustsage heute erleben würde, er wäre begeistert, wie lebendig sie ist.“

Ein Botschafter zum 500. Geburtstag

Kurz gesagt: Begeisterung versprüht Mephisto immer wieder und dies auch bei den zahlreichen Reisen mit Leipziger Delegationen ins In- und Ausland. Mittlerweile schmückt er dabei eine ganz neue Rolle aus – und zwar als Botschafter für das Jubiläum „500 Jahre Auerbachs Keller zu Leipzig“ im kommenden Jahr. Dann stehen Auftritte an, wie jener in der Rheingoldhalle in Mainz beim 128. Bundesärztetag, der im nächsten Jahr übrigens in Leipzig tagen wird. Dazwischen gibt es dann immer mal wieder erfreuliche Heimspiele wie das vor kurzem bei der 32. MädlerNight. Eines haben all diese Events gemeinsam: Nicht selten mixt Mephisto ein Elixier in einer Kolbenflasche mit zwei Zutaten, gut gewürzt für ein frohes Leben.

„Mein lieber Mephisto, dass mir die Ehre zu teil geworden ist, von Dir begleitet zu werden, das ist einmalig, besten Dank.“

Übrigens: Im Rampenlicht stand Hartmut Müller schon als Fünfjähriger, da spielte er allerdings noch den kleinsten Zwerg, erzählt Hartmut Müller: „Meine Mutter war Lehrerin und kümmerte sich mit um Theateraufführungen.“ In der Schule waren sich seine Klassenkameradinnen und -kameraden in einem Punkt einig: Wenn es um das Aufsagen von Gedichten ging, das könne der Hartmut am besten.

Studium der Museologie

Die Bühne sollte ihn nicht loslassen – auch später, nachdem er Werkzeugmacher mit Abitur gelernt hatte. Er gehörte er zu einer Gruppe von Laiendarstellern und mimte auf dem Petersberg bei Halle in einem Theaterprojekt den roten Tod nach Edgar Allan Poe. Auch beim Studium der Museologie blieb er als Mitglied des Poetischen Theaters dem Schauspiel treu: Er spielte in dem Stück „Die Frau zum Wegschmeißen“ von Darion Fo die Hauptrolle. Später kam sogar noch das Schreiben hinzu: Hartmut Müller war Kolumnist bei der Morgenpost und gilt als (heimlicher) Erfinder der „Theke“ zu Zeiten des LVZ-Chefredakteurs Hartmut Hochstein. 40 Beilagen der Theke in der LVZ seien sein Werk gewesen, so sagt es der heute freischaffende Schauspieler.

Er ist auch als Fasskellermeister in dem altehrwürdigen Auerbachs Keller unterwegs: Hartmut Müller. Foto: Auerbachs Keller
Er ist auch als Fasskellermeister in dem altehrwürdigen Auerbachs Keller unterwegs: Hartmut Müller. Foto: Auerbachs Keller

Wie auf den Leib geschrieben ist überdies die Rolle als Fasskellermeisters: Dabei sitzen die Gäste bei lukullischen Köstlichkeiten mittendrin in der 500-jährigen Geschichte von Leipzigs Auerbachs Kellers. Diese wird von Hartmut Müller auf seine ganz eigene Weise zelebriert – mit einem magischen Verjüngungstrunk für jeden Gast in der Hexenküche als Höhepunkt. Besonders angetan vom spektakulärem Fassritt und dem Verjüngungstrunk sind übrigens die jungen Besucherinnen und Besucher aus den Hauptschulen bis hin zu Gymnasien.

Viele Schulklassen sind zu Besuch im Keller

Die sind neuerdings – gerade im Hinblick auf das große Ereignis 2025 – durchaus oft im Keller zu Besuch, die Schulklassen aus Leipzig, Oldenburg, Münster, Dresden oder Wurzen… „Mit welcher Aufmerksamkeit die Mädels und Jungen mein 90-minütiges Faustseminar verfolgen, ist mehr als erfreulich“, erzählt er. Und auch davon, dass etliche der Zuhörerinnen und Zuhörer meinten, der Fasskellermeister hätte ruhig noch eine Stunde länger erzählen können.

Die nächsten Wochen und Monate werden aufregend – davon ist Hartmut Müller überzeugt. Und er spricht von den zahlreichen kulturhistorischen Veranstaltungen, die schon mit Blick auf das große Jubiläum von den verschiedensten Künstlerinnen und Künstlern gestaltet werden. Ein paar Beispiele gefällig? Da gibt es „Vom großen Knall“ am 29. Juni oder „Der mit dem Teufel tanzt“ am 29. September, da gibt es ein Event über die Tafelfreuden und Tischreden beim Ehepaar Luther am 30. Oktober oder auch das Adventskonzert am 28. November. Und dann ist da auch noch der Kreativ-Workshop für Kinder von sechs bis zwölf Jahren, an dem er besondere Freude hat.

Müller ist gern Unterwegs im Wald

Kurz gesagt: Wenn das weltbekannte Gasthaus im Herzen Leipzigs im Jahr 2025 den 500. Geburtstag feiert, wird Mephisto – dessen Konterfei ­übrigens auch eine Leipziger Straßenbahn schmückt – noch einen Zahn zulegen müssen. Dennoch wird Hartmut Müller Zeit finden für seine Waldspaziergänge, die er über alles liebt, weil sie seiner Seele so gut tun. „Mein zweiter Vorname könnte Wald sein, das würde es treffen“, scherzt er und spricht auch begeistert von seiner Suche von Mineralien und Versteinerungen, denen er im Harz und im Erzgebirge auf der Spur ist.

Ein weiterer Lieblingsort von Hartmut Müller ist der Botanische Garten in Halle: „Mein Umweltprojekt Arche Botanica, mit dem ich mich seit Jahren beschäftige, habe ich noch nicht aufgegeben. Aber das steht auf einem anderen Blatt.“ Und sonst so? Der Mephisto aka Hartmut Müller hört gern Beethoven, liebt als Blume die Margarite. Und er kocht gern, am liebsten Schnitzel mit Blumenkohl. Zum Sonntagsfrühstück muss es Müsli sein, Haferflocken mit Leinsamen, Joghurt mit Heidelbeeren, zwei Croissants mit Butter und eine große Tasse Milchkaffee. Traudel Thalheim

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