Inzwischen ist sein viertes Buch erschienen: „Mutters Wahn“ heißt es und es war ein echter Kraftakt, erzählt Autor Dr. Martin Goyk von der jahrelangen Arbeit an der Familiengeschichte als Jahrhundertpanorama. Das Bemerkenswerte dabei: In all den Büchern aus seiner Feder spiegelt sich seine bewegte Lebensgeschichte wieder – vom Medizinstudenten über den praktizierenden Psychiater und den Schiffsarzt bis hin zum (selbst-)reflektierenden Obstbauer, der über die eigene Familiengeschichte nachdenkt.
Los ging es schon im Jahr 1972 – zumindest, was das Bücherschreiben betrifft: Mit der „Arztnovelle“ reihte sich Dr. Martin Goyk damals in die schreibende Zunft ein. Als junger Arzt schilderte er eine leidenschaftliche, tragisch ausgehende Liebesgeschichte unter dem Eindruck seiner Erlebnisse in der Psychiatrie. Und er freut sich bis heute über die große (und vor allem nachhaltige) Resonanz seines Buches gerade bei Medizinstudenten, angehenden Ärzten, Schwestern – mittlerweile liegt die Gesamtauflage bei rund 100 000 Exemplaren.
Den Jugendtraum erfüllt
„Rosen im Meer“ nannte der Mediziner sein zweites Buch – und auch dieses Werk hatte eine autobiografischen Hintergrund. Schließlich hatte einst seine Psychiater-Laufbahn erst mal an den Nagel gehängt, um sich einen Jugendtraum zu erfüllen. Dieser Traum reifte bei seinem Medizinstudium in Rostock (wobei er später in Leipzig weiterstudierte). Aber die hohe See und damit die weite Welt hatte den jungen Mann in den Bann gezogen – Fernweh und Sehnsucht inklusive. Also wurde der Leipziger Schiffsarzt, zuerst bei der Fischfangflotte und später auf den Handelsschiffen der Reederei Rostock.
Konflikte der Seeleute
Ein aufregende Zeit, blickt Dr. Martin Goyk zurück: „Da war die Arbeit an Bord, die Motive und Konflikte der Seeleute, die vielen lustigen und traurigen Ereignisse. Da waren die dramatischen Rettungsaktionen, die ich als Arzt nach dem Übersetzen auf fremden Schiffen zu bewältigen hatte. All dies lieferte den Stoff für den Roman.“ Fünf Jahre lang fuhr er zur See.
Das Buch brachte er schließlich zu Papier, als er wieder in Leipzig an der Universität arbeitete. „Auch dieses Buch wurde ein schöner Erfolg“, so erzählt mir der Psychiater und Psychoanalytiker. Er fügt an, dass beide Bücher auch unter dem Titel „Stationen“ in einem Band veröffentlicht wurden. Und heute nur noch antiquarisch zu haben sind. Es folgte Buch Nummer 3: In „Dr. Agaton“ erzählt er sehr einfühlsam, wie aus einem vagabundierenden, von den Eltern im Krieg alleingelassenen und verträumten Knaben ein angesehener Arzt wurde – dieses Tagebuch erschien im Jahr 2013.
Buch Nummer 4 erschienen
Und vor wenigen Monaten erblickte sein viertes Buch das Licht der Welt: „Mutters Wahn“ heißt es. Eine bewegende Familiengeschichte, die zeigt, wie eine bezaubernde Kraft von Leidenschaft und Liebe den Menschen selbst in bedrückenden Zeiten hilft, Schicksalsschläge zu überwinden. Es ist ein Roman voller Spannungen, Glück, Seelenheil, Erotik, Irritationen – gewissermaßen ein Jahrhundertpanorama.
„Vier bis fünf Jahre habe ich, neben meiner beruflichen Tätigkeit, daran gearbeitet.Viele persönliche Erfahrungen meiner Familie widerspiegeln die Reise durch Zeit, Geschichte und menschliche Emotionen“, betont der Autor mit einem glücklichen und zufriedenen Lächeln. Glücklich kann Martin Goyk tatsächlich sein: Es gibt schon eine Menge Feedback und zwar höchst positiv, wie diverse Rezensionen zum Buch zeigen.
Professor Dr. Jan Schulze, langjähriger Präsident der Sächsischen Landesärztekammer und heutiger Ehrenpräsident gratuliert dem Autor zu dem aus seiner Sicht sehr lesenswerten Epos im Ärzteblatt Sachsen:. „Dem Autor gelingt es, seine persönliche Erfahrungen als Arzt und Schriftsteller mit mannigfaltigen Aspekten von Zeitgeschichte, Krieg und Umsiedlung sowie damit verbundenen historischen, philosophischen und medizinpsychologischen Beleuchtungen zu verbinden. Ich wünsche nachhaltiges Lesevergnügen.“
Da ist diese Rastlosigkeit
Damit könnte sich der 82-Jährige, der seit Jahrzehnten mit der Zahnärztin Annette verheiratet ist, eigentlich zur Ruhe setzen. Wenn da nur nicht diese gewisse Rastlosigkeit wäre: Bis vor zwei Jahren unterrichtete Dr. Martin Goyk, der auch als Chefarzt in Leipzig tätig war, noch in der Leipziger Bernd-Blindow-Schule angehende Logopädinnen und Logopäden im Fach Psychiatrie. Und er betonte dabei immer wieder, den Patienten nicht als „Objekt der Besessenheit“ zu sehen. Sondern in aller Linie als Mensch mit Gefühlen und Wünschen, die sich allzu oft hinter den Symptomen der Krankheit verbergen.
„Am Herzen liegt mir dabei besonders Dostojewski, zu dem ich aufschaue. In seine schier grenzenlose fantastische Welt. Auch Stendhal und Balzac verehre ich sehr.“
Immerhin bleibt derzeit viel mehr Zeit für eine seiner Lieblingsbeschäftigung, das Stöbern in seiner umfangreichen Bibliothek. „Am Herzen liegt mir dabei besonders Dostojewski, zu dem ich aufschaue. In seine schier grenzenlose fantastische Welt. Auch Stendhal und Balzac verehre ich sehr“, erzählt er. Und mit einem Lächeln verweist er auf eine weitere Leidenschaft: „Und da ist dann auch mein Garten.
Ich bin vor allem Obstbauer – ganz gleich, ob Kirschen, Äpfel, Pflaumen oder Aprikosen. Es ist immer eine Freude zu sehen, wie die Bäume blühen. Und damit ziemlich sicher meiner Annette und mir wieder eine reiche Ernte bescheren werden“, sagt er und spricht auch vom täglichen, „scharfen“ – also durchaus sportlichen – Abend-Spaziergang um gleich mehrere Ecken im heimatlichen Schkeuditz.
Wenn die ganze Familie zu Besuch ist
Groß was los ist im Hause Goyk gerade dann, wenn die Kinder kommen: Katharina, die Ärztin aus Bad Doberan, ebenso wie Rüdiger, der Psychologe in Rostock. Und der Leipziger Rüdiger, der Wirtschaft studierte. Mit dabei sind dann natürlich auch die drei Enkel Maike, Lukas und Jakob sowie die Urenkel Jella und Arthur. „Leider passiert das nicht sehr oft. Deshalb genießen wir diese Lebendigkeit ganz besonders“, verweist er auf den Wermutstropfen.
Immerhin: Jetzt kann sich Dr. Martin Goyk noch auf die Lesungen mit seinem neuesten literarischen Werk „Mutters Wahn“ freuen. Der erste Termin war – wie könnte es auch anders sein – in seinem Wohnort Schkeuditz, weitere stehen an. Eines steht ebenfalls fest: Diese dichterische Ader, die wird ihm sicherlich nie in Ruhe lassen. Und das ist gut so. Traudel Thalheim
Der Roman „Mutters Wahn“ ist bei tredition erschienen.