Aus bislang 20 Mäusen wurden dieser Tage auf einmal 30. „Das passiert ganz unauffällig. Plötzlich sind sie da, vergrößern meine Artistentruppe und dies, ohne dass ich dafür Mäuse zahlen muss“, scherzt Gerald Ruppert – seines Zeichens einerseits Maler und Gebäudereiniger. Andererseits zieht er seit 50 Jahren als Direktor eines Mäusezirkus durch die Lande.
Mehr noch – er ist nicht nur Zirkusdirektor mit einer ganz schön kleinen Artistentruppe (zumindest im rein körperlichen Sinne) im Gepäck, sondern auch Zauberer und Jongleur. Die Mission ist klar: Es geht darum, die großen und kleinen Zuschauerinnen und Zuschauer zu erfreuen. Das war durchaus ein langer Weg – anfangs wurde der Markkleeberger hinter vorgehaltener Hand belächelt, inzwischen ist Gerald Ruppert längst ein Original. Als Künstler mit Leib und Seele.
Zu Gast beim Film und im Fernsehen
Das drückt sich auch in Zahlen aus: Über 100 Mal war er im Fernsehen – angefangen bei der Kult-Show „Außenseiter Spitzenreiter“ oder „Oberhofer Bauernmarkt“, aber auch in der „Rudi Carell Show“ und bei Karl Dall auf, in der Aktuellen Schaubude, bei Brisant, bei RTL Luxemburg, im ORF Wien, im Supertalent, im Sachsenspiegel und und und … Mehr noch: Anfang der 80-er Jahre war er in dem Film „Levins Mühle“ mit dem Hauptdarsteller Erwin Geschonneck dabei und 2001 im Film „Ein Stück vom Glück“. Dazu kommen jede Menge Touren und Reisen: Natürlich war er mit seinen Mäusen in deutschen Landen unterwegs, aber auch in Frankreich, Luxemburg, Italien und der Schweiz. Ans Aufhören denkt er dabei noch lange nicht.
Schließlich halten die weißen und grauen Mäuse den 72-Jährigen auf Trab. Es geht die „Todesleiter“ hoch und wieder runter, dann wird durch den Feuerreifen gesprungen und auf einem langen und vor allem schrägen Seil balanciert – kurz gesagt, seine Mäuse seien wahre Künstler, meint Gerald Ruppert. „Manchmal wollen die zunächst nicht so, wie ich das will. Aber mit Geduld und Spuke hat`s immer geklappt“, erzählt er und ergänzt mit einem Lächeln: Zehn Mäuse seien wirkliche Künstler. 15 weitere hat er als Statisten „angestellt“. Die anderen fressen sich so durch und fühlen sich pudelwohl in seinem Bad.
Zur Faschingszeit zeigt er seine Mäuse
Gerade in der Faschingszeit machte er mit seinen Mäusen wieder Mäuse – da war er beim Kinderfasching im Werk II in Leipzig am Start, „tanzte“ in Crimitschau auf einer Eisfläche und erfreut die Bewohnerinnen und Bewohner eines Pflegeheims in Gera. Am 1. Juni ist er in einem Tabaluga-Kinderheim zu Gast und einen Tag später tritt er zum Stadtfest im erzgebirgischem Kirchberg auf. Es ist also eine Menge los im Leben von Gerald Ruppert – neuerdings wird er ab und an sogar musikalisch auf der Geige begleitet. Und zwar von Maria Mummelthey, die in Leipzig Deutsch und Musik auf Lehramt studiert, aber neben dem Schreiben vom Staatsexamen ab und zu Zeit für den Mäusezirkus findet.
Dabei war es die klassische Mundpropaganda, die die Beiden zusammenführte: Die Musikerin hatte von dem Verein der Sonntagsclowns gehört, der vor 23 Jahren von Gerald Ruppert und Erika Rüde als Verein „Lachen hilft heilen“ gegründet wurde. Und, davon, wie der Verein mit den Clown-Visiten den kleinen kranken Patientinnen und Patienten Freude und Trost spendete: „Da wollte ich mitmachen. Ich schrieb Gerald Ruppert einen Brief und gehöre nun seit drei Jahren zu diesem grandiosem Team, bin darüber sehr glücklich.“
Aus dem Spiel wurde ein echtes Konzert
Gern erinnert sie sich an den ersten Auftritt auf der Kinderstation der Uniklinik. „Ich hatte kleine Mundharmonikas dabei, Tröten, Trommeln und so wurde dank der kleinen Patienten aus meinem Spiel ein Konzert. Die Mädel und Jungen waren überglücklich und ich hoch erfreut über dieses Erlebnis, das mittlerweile schon viele Male stattfand“, erzählt die 25-Jährige. Und Gerald Ruppert wiederum spricht sehr anerkennend von seinem Team, wie es mit Herz und Seele dabei ist. So manch anderes sausen lassen, um sonntags – natürlich ohne Geld – zum Clown-Einsatz zu gehen.
Unterwegs in den Kliniken der ganzen Region
Die Sonntagsclowns sind längst bestens bekannt – in den Kliniken von Leipzigs und Zeitz oder Naumburg, aber auch im Kinderhospiz Bärenherz Markkleeberg oder im Leipziger Roland McDonald Haus Leipzig. Mit dabei sind an der Seite von Gerald Ruppert die Bauchtanzlehrerin Peggy Richter, die Apothekenfachfrau Daniela Baumann, die Psychologin Jennifer Koslik oder die Computerexpertin Psychologin. „Dankbare und leuchtende Kinderaugen – was für ein Lohn, der auch unser als Lebenselixier richtig gut tut“ sagt der Vereinsvorsitzende, der bei diesen Auftritten seine Mäuse zu Hause im Käfig lässt.
Bedacht wird der Verein auch immer wieder mit Spenden – die sind auch dringend nötig. Bemerkenswerte Geschichte: Jeden Monat – und das seit zehn Jahren – werden von einer unbekannten Person monatlich zehn Euro überwiesen. Auch die Telekom spendet wie zahlreiche andere Firmen … „Davon wird das Benzin für die Vereinsauftritte bezahlt. Neue Kostüme und weitere Utensilien sind ab und an auch mal fällig“, sagt Gerald Ruppert.
Eine Einladung in das Schloss Bellevue
Für das ehrenamtliche Engagement gab es auch immer mal wieder Lob und ein dickes Dankeschön: 2016 kam eine Einladung mit aufgestanztem goldenen Adler – Post vom Bundespräsidenten und zwar eine Einladung zum Empfang für Ehrenamtliche auf Schloss Bellevue. „Das war kaum zu glauben und wir sprechen noch heute von dem Berlinerlebnis“ betont der Vereinsgründer des Vereins. Und spricht auch von Unterstützern wie Peter John, der die Clowns bei ihrem Treiben seit Jahren in der Leipziger Uniklinik mit seiner Organisation bestens unterstützt. Bleibt eine letzte Frage: Und wie steht“s nun eigentlich um das Sonntagsfrühstück? „Das passiert meistens sehr spät und ist ganz einfach. Zwei Tassen Kaffee müssens sein, ein Brötchen mit Butter und Marmelade und je nach Laune gönne ich mir dazu ab und an ein Glas Sekt“, erzählt Gerald Ruppert mit einem Lächeln.
Traudel Thalheim
Weitere Infos zum Mäusezirkus und Sonntagsclowns: www.leipziger-klinikclown.de