Als Figen Akhan mit ihrer Familie vor 20 Jahren aus der Türkei nach Deutschland kam, war sie anfangs in einer Art Schockstarre: Kultur, Sprache, Arbeit und Menschen – alles war ihr fremd und zunächst verschlossen. „Heute fühle ich mich als Grimmaerin“, sagt sie strahlend. Dass sie sich inzwischen in der Stadt wohlfühlt, hat ganz wesentlich mit dem Ehrenamt in vielen Facetten zu tun.
Und hier kommt Doris Ring, Mitarbeiterin der Diakonie-Freiwilligenzentrale, ins Spiel. Als Koordinatorin des Besuchs- und Begleitdienstes sowie des Familienpatenprojekts vermittelte sie Figen Akhan nun schon an die zweite betagte Dame. Seit mehr als zehn Jahren zählt die Kurdin zum Stamm der Engagierten, die einsamen, alten und kranken Menschen Zeit und Zuwendung schenken. „Das tut auch mir selbst gut“, sagt sie.
Freundschaft zu Doris Ring
Nebenbei entwickelte sich eine Freundschaft zu Doris Ring mit Ausflügen, Einkaufsbummeln und Spaziergängen. Geburtstage, Weihnachten und das Zuckerfest feiern alle zusammen. Figen Akhans Töchter Lian und Pelin haben viele schöne Wochenenden bei Doris Ring verbracht, die ganz offiziell ihre Familienpatin und Wunschoma wurde. Inzwischen sind die beiden Teenagerinnen.
Zur Familie gehört Doris Ring, die sich auch um Elternabende, Zahnspangen und Bewerbungen kümmerte, allerdings nach wie vor. „Lian und Pelin sind wie Enkelinnen“, erzählt sie. Und auch Figen Akhan bekennt: „Wenn es Doris nicht gäbe, wären wir schon längst in den Westen gezogen, wo Verwandte leben.“ Sie sei „wie eine Mama“ für sie. „Hast Du mich etwa nicht geboren?“, fragt sie Doris Ring augenzwinkernd. Schon zweimal sind die beiden Freundinnen sogar gemeinsam in den Urlaub gefahren, zuletzt im November in die Türkei.
Figen Akhan übernahm Ehrenamt
Auch in anderen Bereichen wurde das Ehrenamt für Figen Akhan zur Quelle für viel Gutes, was sie sowohl anderen gibt als auch selbst empfängt. In ihrer schwierigen Anfangszeit nahmen sie Helga Schneider und die inzwischen verstorbenen Elisabeth Börger vom Flüchtlingsprojekt „Unu Mondo“ beim Weg durch den deutschen Behördendschungel an die Hand.
Den beiden engagierten Frauen ist sie bis heute dankbar und kümmerte sich wiederum um letztere bis zu deren Tod. Lian und Pelin bekamen im „Come In“ Hausaufgabenhilfe durch einen Lehrer im Ruhestand. Inzwischen leistet Figen Akhan selbst Flüchtlingshilfe und begleitet Frauen zum Arzt oder aufs Amt, wo sie übersetzt. Und auch im Besuchs- und Begleitdienst ist sie weiter aktiv: die Kontakte zu den Grimmaerinnen sind ihr wichtig. Sie ist schließlich selbst eine geworden.