Noch bis zum 25. Februar 2024 ist im Kreismuseum Grimma die diesjährige Weihnachtsausstellung „Krippen der Völker“ aus der Sammlung von Marita Pesenecker zu sehen. Die Schau fand bei den Besuchern bisher bereits großen Anklang. Zu sehen ist eine Vielzahl von Krippen aus Europa, Afrika, Amerika und auch drei Krippen aus Asien.
Ein interessantes Stück ist die Krippe aus Brotteig. Sie stammt aus dem „Brotpuppendorf“ Calderon in Ecuador. Diese Brotfiguren hängen eng mit den präkolumbianischen Bestattungsriten zusammen. Am 2. November wird in Ecuador der Tag der Toten gefeiert. Die Nachkommen bringen ihren verstorbenen Verwandten an diesem Tag kleine Gebäckstücke ans Grab. Margarita Reza Povea war um 1935 die erste, die statt kleiner Gebäckstücke Figuren aus Teig fertigte. Mit ihrem Mann zusammen experimentierte sie mit verschiedenen Materialien um das Gebäck haltbarer zu machen.
Figuren sind nicht essbar
Die Figuren waren mit der neuen Rezeptur zwar nicht mehr essbar – dafür aber komplexer und haltbarer. Die verzierten Gebäckstücke begeisterten schon bald auch das internationale Publikum. Heute stehen sie auf der Liste des immateriellen Kulturerbes in Ecuador. „Das größte Ausstellungsstück ist gleichzeitig auch eines der imposantesten Teile in meiner Sammlung“, verrät Marita Pesenecker. „Es stammt aus Peru und wurde vom Händler direkt vor Ort in einer kleinen Werkstatt für mich gekauft.“
Dabei handelt es sich um einen sehr farbenfreudigen Schrein, auch Retabel genannt, der nicht nur die Geburt Christi zeigt, sondern auch das Leben und verschiedene Berufsgruppen der Andenvölker darstellt. Da werden Mais und Kakteenfrüchte geerntet, man kann die Hutmacher und Musikinstrumentenbauer bei der Arbeit sehen und auch die ausgelassenen Feierlichkeiten der Peruaner haben einen festen Platz in solchen Retabeln.
Krippe vom Titicacasee aus Schilfgras
Interessant ist auch die Krippe vom Titicacasee. Die Figuren sind aus demselben Schilfgras geflochten wie die schwimmenden Inseln der Urus. Das Totora-Schilf wächst reichlich im Uferbereich des Sees. Die Urus essen es nicht nur, sondern bauen daraus auch ihre Möbel, Boote und Häuser – und eben auch ihre schwimmenden Inseln.
Bunt und schillernd dagegen ist die Krippe aus Krakau. Diese Krippen wurden traditionell von den im Winter arbeitslosen Maurermeistern gefertigt. Die Krippenfiguren erhielten eine große architektonische Umrahmung, die als prunkvolle Kirchenfassade gestaltet wurde. Als Vorbilder dienten meistens die gotische Krakauer Marienkirche, manchmal auch andere Krakauer Kirchen und auch der Wawel, ein Hügel aus Kalkfelsen im Zentrum Krakaus. Größere Krippen, die bis zu zwei Meter hoch sein konnten, hatten eine Holzkonstruktion und wurden mit bunter Alufolie beklebt.
Weihnachtskrippen-Wettbewerb
Im Jahr 1927 wurde ein Weihnachtskrippen-Wettbewerb ausgeschrieben, der bis heute ein Höhepunkt im Leben der Stadt ist. Alljährlich werden am ersten Donnerstag im Dezember die neuen Weihnachtskrippen auf dem Krakauer Marktplatz zur Schau gestellt und prämiert. Wer sich noch mehr Krippen anschauen möchte, kann im Torgauer Stadtmuseum den zweiten Teil der Sammlung von Marita Pesenecker betrachten.
Die Ausstellung ist bis zum 25. Februar 2024 von Dienstag bis Freitag und Sonntag von 10 bis 17 Uhr im Kreismuseum Grimma zu sehen.
Weitere Informationen auf der Internetseite des Kreismuseums unter: www.museum-grimma.de