Der in diesem Jahr mit insgesamt 9150 Euro dotierte Sächsische Landespreis für Heimatforschung wird 2023 zum 16. Mal verliehen. Kultusminister Christian Piwarz zeichnete kürzlich im Dresdner Stadtmuseum die Preisträgerinnen und Preisträger aus.
Den ersten Preis für Schülerinnen und Schüler holte sich Matti Gebhardt, Schüler am Wiprecht-Gymnasium Groitzsch. Er erhielt ein Preisgeld von 750 Euro für „Die Geschichte des Wohnens am Beispiel des Gebäudes Kirchplatz 11 ’Alte Post’ in Pegau“. Mit dieser Arbeit wurde er im Sommer Landessieger des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten.
Erster Neubau nach dem verheerenden Stadtbrand
Worum geht es darin? Das Gebäude wurde Mitte des 17. Jahrhunderts vom damaligen Amtmann Martin Schirmer erbaut und war der erste Neubau nach dem verheerenden Stadtbrand. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Gebäude-Ensemble vom Eisenbahningenieur Gustav Ferdinand Grimmer erworben, der auch für einen Anschluss Pegaus an die Bahnlinie warb, später zog dann die jüdische Familie Sternreich ein.
An diese erinnern heute vier Stolpersteine vor dem Haus, denn der Kirchplatz 11 war der letzte frei gewählte Wohnort von Wilhelm Victor Sternreich, seiner Frau Selma und den Söhnen Georg und Leo. Der Vater war Rohproduktehändler gewesen und hatte unter anderem Textilfirmen beliefert. Im Jahr 1938 wurde die Familie während der „Polenaktion“ nach Krakau deportiert. Anfang der 1940er-Jahre verliert sich ihre Spur.
Insgesamt wurden 54 Arbeiten, darunter 12 von Schülerinnen und Schülern eingereicht. Eine Jury wählte die Preisträgerinnen und Preisträger aus. Der Wettbewerb findet in enger Kooperation des Kultusministeriums mit dem Landesverein Sächsischer Heimatschutz e. V. statt.
Heimatforscher sind Spurensucher mit Herz und Seele
„Heimatforscher sind Spurensucher mit Herz und Seele. Mit ihrem ehrenamtlichen Einsatz tragen sie zum Zusammenhalt bei. Deswegen würdigen wir zu Recht dieses Engagement“, machte Kultusminister Christian Piwarz deutlich.
Beeindruckt von den interessanten Ergebnissen, die die Laienforscher ans Licht bringen, betonte Piwarz zudem: „Heimat ist gerade jetzt, in einer Zeit mit vielen Krisen, ein wichtiger Anker. Heimat ist ein Ort des Zusammenhalts, wo man sich sozial eingebunden fühlt und sich mit einbringen kann. Heimat braucht aber Pflege, sonst geht sie ein. Ich freue mich daher besonders, dass auch diesmal wieder junge Heimatforscher von der Grundschule bis zum Gymnasium erfolgreich teilgenommen haben. Ich bin unseren Lehrerinnen und Lehrern sehr dankbar, die diese Projekte unterstützen und die Kinder dafür begeistern.“