Sein Leben als Zeichner mit spitzer Feder hat Ulrich Forchner schon in mehreren Büchern festgehalten - und die stellt er zum Sonntagsfrühstück gern mal vor.
Sein Leben als Zeichner mit spitzer Feder hat Ulrich Forchner schon in mehreren Büchern festgehalten - und die stellt er zum Sonntagsfrühstück gern mal vor.

Mit Herz und Hut – schnell und gut. So ist er, der Grafiker Ulrich Forchner, der inzwischen fast schon mit Zeichenstift und Skizzenbuch „verheiratet“ ist. Er kommt aus dem Thüringischen, lernte Landschaftsgestalter, studierte in Leipzig an der Hochschule für Grafik und Buchkunst. Zudem ist er seit Jahrzehnten ein Zeitchronist mit spitzer Feder – auch für den SachsenSonntag. (Messe-)Stadtbekannt, aber auch deutschlandweit und international.

Diese Zahl ist wirklich bemerkenswert: An die 16 000 Leute hat Ulrich Forchner bisher porträtiert – Politiker, Künstler, Manager, aber auch Leute wie „du und ich“. „Jede einzelne Begegnung hat das bestimmte Etwas. Es ist schön zu erleben, wie Freude ansteckend sein kann“, sinniert der Leipziger.

Die Erinnerungen an so viele Prominente Modelle

Gern denke er an den einstigen sächsischen Ministerpräsidenten Dr. Kurt Biedenkopf zurück und da ganz besonders an jene Landtagssitzung, in der das von ihm gezeichnete Großporträt dem ersten Mann Sachsens überreicht wurde. „Kurt Biedenkopf war richtig aus dem Häuschen, wie man so schön sagt. Ich werde nie vergessen, mit welcher Herzlichkeit er mich umarmte, mich für mein Können lobte und mir dankte.

Der Hut ist das Markenzeichen, der schnelle Zeichenstift sein Qualitätsmerkmal: Ulrich Forchner.
Der Hut ist das Markenzeichen, der schnelle Zeichenstift sein Qualitätsmerkmal: Ulrich Forchner.

Oder die Begegnung mit Angela Merkel während eines Seniorenkongresses in Leipzig. Zufällig mit dabei war die schnelle Gabi aus Connewitz. Zusammen waren wir Beide bis zur Bundeskanzlerin vorgedrungen. Und die schnelle Gabi holte sich ein Autogramm, ich porträtierte Angela Merkel. Sie bedankte sich und meinte: `Können Sie mich nicht noch schöner zeichnen?` Dann gab sie mir ein Autogramm. Der ehemalige bayrische Ministerpräsident Horst Seehofer fragte mich, ob ich denn davon leben könne“, erinnert sich der Zeichner, während er sich das Frühstück am Thalheim’schen Küchentisch schmecken läßt.

Liste der Promis ist lang

Die Liste der Promis ist lang und länger – auch den legendären Schweizer Schauspieler Mario Adorf traf Ulrich Forchner während eines Filmdrehs. Überglücklich habe er sein Porträt sogar geküßt. Nina Hagen wieder – Kult-Sängerin und Schauspielerin, die unsterbliche Lieder von „Du hast den Farbfilm vergessen“ bis „TV-Glotzer“ sang – fand ihr Porträt ganz süß und lobte den Zeichner, dass er mit schwarzem Hut und rotem Schal „schnieke“ aussehe.

Udo Lindenberg hingegen traf er während der Eröffnung eines Jugendklubs. „Leider verstand ich ihn durch sein Nuscheln nicht“, bedauert der Künstler. Dafür bannte er die Schauspielerin Gina Lolobrigidia während eines Rendezvous im Leipziger Zoo aufs Papier, er zeichnete Manfred Krug, traf Liedsänger Campino von den Toten Hosen ebenso wie Gerhard Polt, den bayrischen Kabarettisten – mit letzterem verbindet Uli Forchner bis heute eine herzliche Freundschaft.

 Gerade auch Promis wie Tote-Hosen-Sänger Campino wissen die zeichnerischen Fähigkeiten des Leipzigers sehr zu schätzen.

Gerade auch Promis wie Tote-Hosen-Sänger Campino wissen die zeichnerischen Fähigkeiten des Leipzigers sehr zu schätzen.

Und es geht munter weiter mit Günther Grass, Max Frisch und Werner Heiduczek, mit dem Schauspieler Fred Delmare, Rolf Ludwig, Tom Pauls, mit dem er viel Spaß gehabt habe, den Leipziger Bandleader Fips Fleischer, der ihn zum Essen einlud. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff schrieb ihm eine Widmung in sein Skizzenbuch, auf die er sehr stolz sei. Und die Emma-Herausgeberin Alice Schwarzer erklärte, dass sie endlich mal ein richtigen Mann mit Hut und Schal treffe …

Leipziger Maler Werner Tübke als Vorbild

Bei so vielen großen Namen steht natürlich auch die Frage nach den Menschen, die den Zeichner ganz besonders beeinflusst haben. Und da gibt Ulrich Forchner gern zu, den Leipziger Maler Werner Tübke verehrt zu haben. „Ich möchte sogar behaupten, ich hatte ihn gern. Er gehört zu meinen Vorbildern“, sagt der Mann, der sein Zeichnerleben in mehreren Büchern fest hielt. Stichwort Bücher: Auch an entsprechenden Illustrierungen hatte der Leipziger jede Menge Freude. Einige Bilder zierten Werke wie „Die Oma im Schlauchboot“ von Schriftsteller Erich Loest, andere „Liederliches Leipzig von Bernd Lutz Lange.

Das jünste Werk aus der Feder von Ulrich Forchner - exklusiv für den SachsenSonntag.
Das jünste Werk aus der Feder von Ulrich Forchner – exklusiv für den SachsenSonntag.

Mit den Jahren ist Ulrich Forchner gut rumgekommen: In Kuba traf er in seiner eigenen Ausstellung den Filmemacher Wim Wenders und setzte ihn sehr gut Szene – wie der Regisseur selbst behauptete. Hinzu kommen an die 40 Mal- und Studienreisen von Frankreich bis Brasilien. Demnächst hat er das Matterhorn im Blick, den Berg, den sein Vater so liebte. Und das Korallenriff im Roten Meer. Wie immer mit dabei ist sein Skizzenblock.

Vielseitigkeit des Zeichners

Die Vielseitigkeit des Zeichners ist sprichwörtlich: Er hat Poster, Plakate und Gebrauchsgrafiken auf das Papier gebracht – so gestaltete er die Verpackung der bekannten Kinderschokolade „Bambina“. Und dann sind da noch die vielen tausend Karikaturen – das Wort stammt übrigens aus dem Italienischen, „caricara“ ist eine Zeichnung, die auf witzige oder kritische Weise übertrieben Situationen darstellt.

Mit diesem verschmitzten Blick ist der liebend gern fahrradfahrende Leipziger seit Jahren auch im SachsenSonntag zu finden. Hier nimmt er mit seiner wöchentlichen Karikatur lokale Ereignisse aufs Korn wie kürzlich die Schließung des Kabaretts „Die Funzel“ oder die Sache mit dem Wandbild von Michael Fischer-Art am Brühl, das verschwinden soll. Die Idee von Ulrich Forchner: Das Wandbild von der bisherigen Wand zu lösen und es am Hotel Astoria anzubringen: „Schon hätten wir ein Revolutionsdenkmal …“

Ob er nun jenes eine Projekt, mit dem er schon eine ganze Zeit „schwanger“ sei, realisieren wird, steht hingegen noch in den Sternen: Inspiriert und fasziniert habe ihn einst der Besuch des Museums „Brehms Welt – Tiere und Menschen“ im thüringischen Renthendorf. Klar, man kennt den Autor des bekannten Werkes „Brehms Tierleben“. Und dessen Vater Christian – genannt auch Vogelpastor – verewigte an die 9000 Vogelarten. „Ein Museum der Extraklasse, eingebettet in eine zauberhafte Kulturlandschaft“, sagt er und denkt dabei weiter: Vielleicht zeichnet er das Leben und Wirken von Alfred Brehm mal in Comicform. Darauf darf man auf jeden Fall gespannt sein … Traudel Thalheim

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