Delitzsch. Mitten im technischen Fortschritt des 19. Jahrhunderts griffen damalige Architekten wieder auf frühere Stile zurück. So fanden sich ab etwa 1850 an Wohn-, Verwaltungs- und Industriegebäuden, an Kirchen, Schlössern und Theatern vermehrt Stilelemente der Gotik, Renaissance oder des Rokoko. „Historismus“ nennt man diese Phase in der europäischen Architektur, der das Museum Barockschloss Delitzsch nun eine eigene Sonderausstellung widmet.
Ab dem 26. November präsentiert „Aufbruch in die Moderne“ einen Querschnitt historistischer Objekte und entführt Besucherinnen und Besucher in die Zeit einer gestärkten Mittelschicht und des technischen Fortschritts. Delitzsch profitierte während des industriellen Aufschwungs von der Nähe zur Messestadt Leipzig. Mit dem Anschluss der Stadt an zwei Eisenbahnlinien erhielt Delitzsch Zugang zum gesamtdeutschen Handelsnetz. In der Nähe der Bahnlinien entstanden Fabriken der Lebensmittelproduktion, wie die Zuckerfabrik, die Walzenmühle und das Schokoladenwerk. Landwirtschaft, Braunkohleabbau und ein dichtes Straßennetz förderten das wirtschaftliche Wachstum der Region. Dies spiegelte sich auch im steten Anstieg der Bevölkerungszahlen wider.
Während des Historismus wurde in Delitzsch eifrig gebaut, neue Wohnviertel und viele öffentliche Bauten, darunter Schul- und Bahnhofsgebäude, entstanden und griffen auf den architektonischen Formenschatz der Vergangenheit zurück.
Die Ausstellung „Aufbruch in die Moderne – Historismus in Delitzsch“ entstand in Kooperation mit Studenten der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK)/Studiengang Museologie. Die Schau endet am 26. Februar 2023, geöffnet ist diese dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr. Vom 24. Dezember bis 1. Januar bleibt das Museum geschlossen.