Leipzig. Beim Handball-Zweitligisten HC Leipzig deutet sich ein erheblicher personeller Umbruch an: Die beiden Hummel-Zwillinge Jacqueline und Stefanie werden nach der Saison 2021/2022 die Handball-Schuhe an den berühmten Nagel hängen. Ein enormer sportlicher Verlust – daraus machten die Vereinsverantwortlichen keinen Hehl.
Das war schon ein Paukenschlag: Mit ruhiger Stimme, ganz locker verkündete Jacqueline Hummel in trauter Frühstücksrunde die Hammer-Nachricht – und dies nach einer wahren Kaskade von Personal-News der unangenehmen Sorte. Nina Reißberg beendet nach der Saison und Kreuzbandriss ihre Handball-Karriere. Und auch eine Vertragsverlängerung mit Tyra Bessert ist noch lange nicht sicher – hier hängt alles davon ab, wo sie den begehrten Medizinstudienplatz findet. Doch eines ist klar: All dies wird überschattet vom Abgang DER beiden Führungsspielerinnen im HCL-Trikot.
„Wir sagen jetzt mal: Es reicht erst mal mit Handball.“ Klares Statement nach 20 Jahren Leistungssport – auf die Jacqueline Hummel aber auf jeden Fall mit einer großen Zufriedenheit zurückschaut. „Ich denke gern zurück“, sagt sie und ergänzt: „Es waren schöne Jahre. Und im Nachgang würde ich viele Sachen wieder genauso machen.“ Inklusive des Wechsels nach Leipzig, zum neu startenden HC Leipzig: „Wir haben damals dieses Projekt ganz bewusst so angenommen.“ Als zentrale Führungsspielerinnen für ein blutjunges Team, das nach dem „Handball-Totalschaden“ HCL mit Insolvenz einen Neustart wagte. Immerhin: Im HCL-Trikot erfüllten sich Jacqueline und Stefanie Hummel den Traum, endlich mal einen Aufstieg feiern zu können …
Wie groß die Lücke ist, die sie im Leipziger Kader hinterlassen, wird im Gespräch schnell deutlich: Da wird über Vorbildfunktion gesprochen, über das Auftreten der Hummel-Zwillinge auf der Platte und im Training, über Engagement und Körpersprache. „Für uns ist das ein herber Verlust“, meint HCL-Präsident Torsten Brunnquell nachdenklich: „Und der ist für uns so schnell nicht ersetzbar.“ Mission „Löcher-Stopfen“ – immerhin sei man mit zwei (erfahrenen) Spielerinnen (mit HCL-Vergangenheit) im Gespräch. Allerdings warnt der (scheidende) Trainer Fabian Kunze: „Wir müssen schauen, dass wir den Kader größer bekommen.“
Wie ernst man diese Warnung nehmen muss, zeigt sich in diesen Tagen: Personell gesehen ist der HCL in der zweiten Bundesliga auf der letzten Felge unterwegs – auch gezwungenermaßen, weil man im Verein den Fokus ein wenig mehr auf den Nachwuchs gelegt hat. Mit Erfolg: Die B-Jugend steht vor dem Sprung ins Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft (das Achtelfinal-Hinspiel bei der TuS Königsdorf konnte mit 24:21 gewonnen werden); das Juniorteam hat den dringend avisierten Sprung in die Play-offs in der Mitteldeutschen Oberliga geschafft. Die Kehrseite: Mit gerade mal acht Feldspielerinnen im Aufgebot gab es am Wochenende bei Werder Bremen nix zu holen; die Partie ging mit 25:32 verloren.
Das Saisonziel einstelliger Tabellenplatz steht trotzdem noch. Und Jacqueline Hummel verspricht: „Wir werden alles reinhauen.“ Zwei Spiele stehen noch an – davon eins in der heimischen „Brüderhölle“. Am Sonntag, 15. Mai, kommen die Spreefüxxe Berlin nach Leipzig (Anwurf 16 Uhr). Und zum Ausklang reist der HCL mit Hummel-Zwillingen am 21. Mai zum TVB Wuppertal.
PS: Bleibt noch ein Blick auf die Trainersuche – da war ja auch noch etwas. Namen gibt es selbstredend noch nicht, dafür laut Torsten Brunnquell eine Tendenz: Man hoffe, in den kommenden Wochen konkreter werden zu können. Klar ist eines: „Der neue Trainer muss mit unseren jungen Spielerinnen umgehen und dies weiterentwickeln können. Und das sehen wir dann als langfristiges Projekt.“ Jens Wagner