Löbichau. Seit 15 Jahren wird in Löbichau beim dortigen Sportverein der englische Volkssport Rasenbowling erfolgreich betrieben. Ein Engländer brachte damals diesen Sport nach Löbichau, der heimische SV ist inzwischen identisch mit der deutschen Nationalmannschaft in dieser hierzulande exotischen Sportart. Die Löbichauer können schon auf zahlreiche Erfolge national und international verweisen. Im Ort wurde zudem extra ein spezielles Spielfeld errichtet, wo zweimal wöchentlich trainiert wird und die Wettkämpfe stattfinden.
Eine Spielerin der ersten Stunde beim SV Löbichau ist Jana Zapp. Sie ist die aktuelle Vereinsmeisterin der Frauen. Ihr erster internationaler Einsatz war 2010 zur Short-mat-Weltmeisterschaft im schottischen Dumfries. Weitere WM-Teilnahmen folgten. So war Jana Zapp 2012 in Ballymoney (Irland) bei der Shortmat-WM, 2014 in Cardiff/Wales und 2016 im englischen Manchester dabei.
Bei diesen WM-Einsätzen erreichte sie achtbare Plätze im Mittelfeld. Auch an folgenden Europameisterschaften nahm sie teil: 2013 in Alicante/Spanien, 2015 in Netanya/Israel, 2017 auf Jersey/Saint Helier und 2019 in St. Peter Port auf der Kanalinsel Guernsey, von denen sie mit guten Platzierungen heimkehrte. 2015 gelang ihr dabei sogar ein Sieg gegen eine Europameisterin aus Jersey. Ihr bestes Ergebnis bei einem internationalen Turnier war ein 3. Platz mit Ulf Schädel und Mirko Limmer in Kinrooi/Belgien 2016.
Jana Zapp hat sich im Rasenbowling sehr gut entwickelt, ist zum Aushängeschild im Verein geworden. Eine stetige Leistungssteigerung ist unverkennbar. „International hat sich Jana schon einen Namen gemacht“, merkte Mirko Limmer vom Vorstand stolz an. Weitere geplante Turniere im Ausland für die Nationalmannschaft mit Jana Zapp sind im März 2022 die Shortmat-WM in Belgien und die Tea – Europameisterschaften im Juli 2022 in Schottland. Die Starts hängen natürlich von der weiteren Entwicklung der Corona-Pandemie ab. Im heimischen Löbichau fand übrigens 2019 ein internationales Turnier mit Mannschaften aus den Niederlanden, Belgien und Tschechien statt. Im Doppel mit Annett Limmer setzte sich Jana Zapp gegen 16 Mannschaften durch und gewann das Turnier.
Das erste Rasenbowling-Turnier in Deutschland gab es ebenfalls in Löbichau – anno 2005 zur 750-Jahrfeier. 2006 folgte die Gründung der Abteilung „Rasenbowling“ beim Ostthüringer Sportverein in Löbichau, seit 2009 nehmen die Spieler regelmäßig an den Europa- und Weltmeisterschaften teil und vertreten Deutschland bei diesen Ereignissen als Nationalmannschaft.
Rasenbowling wird auf einem circa 40 x 40 Meter großen Rasenspielfeld (dem sogenannten „Bowlsgreen“) gespielt. Dieses Feld muss sehr eben und das Gras so kurz wie möglich gehalten sein. Ziel ist es, den eigenen Bowl näher an die Zielkugel zu bringen als der Gegner. Besonderheit: Die Kugel rollt in einer Kurvenbahn zum Ziel. Gespielt werden kann im Einzel, Doppel, Trio oder Quartett gegeneinander.
Das älteste bekannte Bowlsgreen der Welt, Southampton Bowls Club, wurde im Jahr 1299 erstmals erwähnt. Die ersten offiziellen Regeln für das Spiel wurden von der schottischen Bowlsvereinigung aufgesetzt. Die englische Bowlsvereinigung gründete sich im Jahr 1903 und die ersten internationalen Wettkämpfe fanden zwischen England und Schottland statt.
Heutzutage wird das Spiel in über 50 Ländern der Erde auf allen Kontinenten gespielt. Hierzulande begann die Rasenbowling-Geschichte mit der zeitweiligen Übersiedlung des ehemaligen englischen Polizisten Richard Walden in das ostthüringische Dorf Drogen. Reinhard Weber