Landkreis Leipzig. Monika und Jochen Kirsten sind Großeltern für Wolf. Der Fünfjährige hüpft auf deren Schoß und nennt sie ganz selbstverständlich „Oma und Opa“. Die drei mögen sich sehr, das ist offensichtlich. Ihre Beziehung beruht allerdings eher auf einer Art Wahlverwandtschaft: Die beiden Kirstens sind seit vier Jahren Familienpaten für Wolf.
Das gleichnamige Projekt der Freiwilligenzentrale der Diakonie Leipziger Land vermittelt Ehrenamtliche an Eltern, die Unterstützung suchen – so wie vor vier Jahren die Familie von Wolf. Der Kleine kam in den Kindergarten und dessen Öffnungszeiten passten nicht mit den Schichtdiensten von Mama und Papa zusammen. Was also tun? Über das Röthaer Rathaus und einen Flyer des Familienpaten-Projekts kamen Wolfs Eltern in Kontakt mit Monika Kirsten, die gerade als Tagesmutter in den Ruhestand gegangen und in deren großem Garten in Oelzschau es plötzlich ziemlich ruhig geworden war. „Beim ersten Treffen ist der Funke übergesprungen und es hat gleich gepasst“, erinnert sie sich.
Seitdem holen sie und ihr Mann den Jungen einmal in der Woche aus der Kita ab. Dazu kommen Ausflüge zum Beispiel in den Zoo oder an den See. Bei den Kirstens findet Wolf ein Kinderparadies: viel Platz, einen Pool, ein Spielzimmer, Matchboxautos, Legosteine, Bücher, Nachbarskinder, seine eigenen Gurkenpflanzen und vielleicht das Wichtigste: Menschen mit viel Zeit und einem großem Herzen für Kinder. Wolf werkelt mit Opa Jochen im Garten, bäckt mit Oma Monika Kekse und Eierkuchen. „Wir freuen uns jedes Mal, wenn Wolf da ist“, sagt sie. „Er ist wie ein Enkel für uns, bringt Leben ins Haus und macht uns wohl auch ein bisschen jünger.“
Auch Wolfs Eltern empfinden das Familienpaten-Projekt als große Bereicherung, die weit mehr ist als Kinderbetreuung. „Die Kirstens unterstützen uns unglaublich“, sagt der Vater dankbar. Darüber hinaus habe sich etwas sehr Persönliches, Tiefes entwickelt: Man ist füreinander da, feiert gemeinsam Geburtstag, isst zusammen Abendbrot oder versorgt sich mit Tomaten. „Eben so, wie man es sich in einer Großfamilie vorstellt.“ Dafür brauche man keinen Gentest und das kompensiere so manche gesellschaftliche Entwicklung. Die Familienpaten empfinde er als „Segen, Volltreffer und persönliches Glück, das er jedem nur wünschen kann.“
Derzeit sind im Landkreis 20 Familienpaten im Einsatz, die insgesamt 35 Kinder betreuen. Neue Freiwillige werden dringend gesucht. „Wir haben eine Warteliste mit 20 Familien“, sagt Projektkoordinatorin Doris Ring. „Jederzeit suchen wir zuverlässige, liebevolle Freiwillige, die Zeit zu verschenken haben.“ Bedarf besteht im gesamten Landkreis Leipzig, vor allem in Wurzen, Naunhof und Dürrweitzschen. Umgekehrt stehen in Markkleeberg und Grimma Patinnen und Paten bereit, die noch keine passende Familie haben. „Eltern aus diesen Regionen können sich ebenfalls gern melden“, so Doris Ring weiter.
Kontakt: Diakonie-Freiwilligenzentrale, Grimma, Nicolaiplatz 5, 04668 Grimma, Tel. 03437 701622, Am Gericht 3, 04552 Borna, Tel. 03433 274040, fz.projekte@diakonie-leipziger-land.de, www.selbsthilfe-ehrenamt.de