Leipzig. Spannende Zeiten in der Messestadt – gefühlt jagt ein Großprojekt das nächste. Für Aufsehen sorgte in den vergangenen Tagen durchaus die Rahmenplanung für das Stadionumfeld, das in einer gemeinsamen Pressekonferenz der Stadt Leipzig und dem Bundesligisten RasenBallsport Leipzig vorgestellt wurde. Doch das Vorhaben reicht in seinem Umfang weit über die Belange der Red Bull Arena hinaus, wie Oberbürgermeister Burkhard Jung festhielt: „Wir hoffen darauf, dass der Stadionvorplatz ein sehr schönes Aushängeschild wird.“
Die Ausgangsposition für eine (städtebauliche) Entwicklung des Bereichs rund um die Red Bull Arena ist schnell beschrieben – es ist quasi das sportliche Herz der Messestadt und dies nicht allein mit Blick auf das Stadion und die Quarterback Immobilien Arena als Heimat der DHfK-Bundesliga-Handballer. Da ist nur einen Steinwurf entfernt das Gelände des Olympiastützpunktes ebenso wie des SC DHfK, daran schließen sich die Heimat des Leipziger Tennisclubs ebenso wie die Nordanlage mit Trainingsstätten für Leichtathleten und Judoka an. Und auch südlich geht’s weiter – beispielsweise mit dem Gelände der Sportwissenschaftlichen Fakultät der Uni Leipzig. „Wir haben mit dem Stadion mitten in der Stadt und dem gesamten Umfeld etwas ganz Besonderes“, hob Burkhard Jung noch einmal hervor.
Und damit dieses Herz noch kräftiger schlagen kann, soll investiert werden und zwar weit über die Belange von RB Leipzig hinaus. Ja, der Bundesligist wird eine neue Geschäftsstelle in Alt-Lindenau bauen, der Ausbau der Trainingsstätten am Cottaweg ist ebenfalls sicher wie das Amen in der Kirche und die Einweihung des Fanhauses an der Festwiese steht bereits unmittelbar bevor. Immerhin: Die Kleinmesse wird mittelfristig am bekannten Standort bleiben.
Aber da gibt es noch viele weitere spannende Punkte in der Rahmenplanung – erstellt vom Dresdner Büro Rehwaldt Landschaftsarchitekten – die stattliche 8,5 Hektar zwischen Waldstraßenviertel und Red Bull Arena umfasst. Und an der seit Anfang 2020 gearbeitet wird mit einem ganzheitlichen Ansatz: Alle infrastrukturellen Aspekte von Verkehrserschließung über Umweltschutz bis hin zu Fragen von Brandschutz wurden beachtet. „Die Grundziele stehen fest, aber wir haben noch keinen endgültigen Stand“, erklärte Heinrich Neu, Amtierender Leiter Stadtplanungsamt, und ergänzte, dass man für den September einen endgültigen Beschluss zu den Planungen im Stadtrat anstrebe.
So sehen die Vorhaben abseits der „fussballerischen“ Planungen im Detail aus: Im Norden soll auf dem Areal der Nordanlage eine Leichtathletikhalle und ein Werferhaus entstehen, dazu plant der LTC eine Tennishalle. Womit nach Einschätzung von Sportbürgermeister Heiko Rosenthal dieser Bereich als „städtische Kernsportstätte für den Leistungssport“ weiter aufgewertet wird. Sportlich soll es zumindest in einem Bereich des einstigen Schwimmstadions zugehen: Hier will die Stadt Leipzig nun in Eigenregie das Sportmuseum errichten (geschätzte Kosten: runde 20 Millionen Euro).
Doch die Vorhaben gehen weit über Investitionen in die Sport-Infrastruktur hinaus – dies wird schon beim Blick auf das Schwimmstadion-Gelände deutlich: Genau hier möchte man möglichst zeitnah eine (wahrscheinlich dreizügige) Grundschule errichten, die dann auch mit einer Sporthalle aufgewertet wird. Der Bedarf ist da, ebenso wie übrigens auch an Parkplätzen im Waldstraßenviertel und da hatte Heinrich Neu eine beruhigende Nachricht für alle Anwohner: Die aktuell rund 140 Stellplätze auf dem Stadionvorplatz sollen erhalten bleiben.
Eine Menge Augenmerk legte man bei der Planung auf die Plätze in dem Areal, stellte Burkhard Jung fest: „Unser Ziel ist es, den Stadionvorplatz in den nächsten zehn Jahren bürgernah umzugestalten und ihm ein neues, freundliches Gesicht zu geben.“ Wenn beispielsweise die Containerschule weichen wird, soll der Robert-Koch-Platz mit mehr Grün aufgewertet werden. Und aus dem Platz an der Jahnallee möchte man eine schicke Ankunftsadresse für das Stadion machen, erklärte Heinrich Neu. Auch hier gilt: Mehr Grün, mehr Aufenthaltsqualität, mehr Raum, mehr Freizeitmöglichkeiten (etwa mit Skater-, Parcour- oder Boulderanlagen), mehr Möglichkeiten für Märkte oder andere Veranstaltungen.
Durchaus eine interessante Rolle spielen alle Überlegungen, wie man das Waldstraßenviertel besser an das Stadionumfeld anbinden kann. Angedacht sind fußläufige Verbindungen von der Friedrich-Ebert-Straße zum Elsterbecken etwa zwischen Nordanlage und Red Bull Arena. Und eine schicke Vision aus der einstigen Olympiabewerbung Leipzigs liegt auch wieder auf dem Tisch: Eine Fußgänger-Radfahrer-Brücke über das Elsterbecken südlich der Red Bull Arena sollen Innenstadt und die Stadtteile Alt-Lindenau und Lindenau besser verbinden. Ach ja – die favorisierte Rahmenplanung kommt noch ohne freigelegte Alte Elster aus, mitgedacht ist das Vorhaben vom Freistaat Sachsen dennoch. Jens Wagner