Leipzig. Eigentlich könnte es sofort losgehen – zumindest, wenn es nach Jürgen Schwarz, seines Zeichens Jugendleiter beim 1. FC Lok Leipzig, geht. „Wir stehen in den Startlöchern und freuen uns darauf, dass der Ligabetrieb im Nachwuchs wieder losgeht“, blickt er auf einen – hoffentlich intensiven Fußball-Herbst für die blau-gelben Talente. Und er kann ein positives Fazit der vergangenen Monate ziehen: Die Nachwuchsabteilung in Probstheida hat die Zeiten des Corona-Stillstands gut verkraftet.
Die Zahlen belegen diese Aussage sehr eindeutig: Von allen Mannschaften im Lok-Dress, die sich im Nachwuchsbereich tummeln (und dies sind immerhin elf Teams in den unterschiedlichen Altersklassen), waren nach Angaben von Jürgen Schwarz „vielleicht eine Handvoll Spieler nach dem Ende des Corona-Lockdowns nicht mehr mit dabei. Im Gegenteil: Ich muss unbedingt den Hut ziehen vor den Jungs, wie die sich Zuhause selbst fit gehalten und mitgezogen haben“. Und er spricht von den wunderbaren Momenten, als es endlich wieder losgehen konnte: „Wir haben gespürt, wie die Kinder und Jugendlichen gebrannt haben. Die waren mit einer unglaublichen Lust und Leidenschaft dabei, auch wenn es im Spiel natürlich manchmal ein wenig holprig war.“ Das Ergebnis: Nach wie vor kann die „Loksche“ mit den erwähnten elf Nachwuchsmannschaften in den Ligabetrieb gehen; alle Altersklassen sind besetzt und dies sogar doppelt, mal abgesehen von den A-Junioren – sprich der U19-Truppe.
Damit blickt man auf ein stolzen Kader von rund 200 Spielern in blau-gelb, die unter leistungsorientierten Maßstäben trainieren – auch wenn der 1. FC Lok Leipzig den Status eines Nachwuchsleistungszentrums offiziell nicht aufweisen kann. „Aber wir orientieren uns an der Arbeit eines solchen Nachwuchsleistungszentrums“, erklärt Jürgen Schwarz: „Es ist das Credo unseres Vereins, das wir eine leistungsorientierte Jugendarbeit betreiben.“ Und dass diese Arbeit ganz gute Ergebnisse hervorbringt, hat sich inzwischen längst über die Leipziger Stadtgrenzen und sogar die deutschen Landesgrenzen hinaus herumgesprochen.
„Die Attraktivität von Lok Leipzig im Nachwuchs ist nicht zuletzt deshalb deutlich gestiegen, weil die C-Junioren inzwischen in der höchstmöglichen Liga, der Regionalliga Nordost, spielen. Und die D-Junioren in der zweithöchsten Spielklasse“, erläutert der Jugendleiter. Und so kommt es, dass sich regelmäßig zwischen 20 und 40 Probespieler auf dem Trainingsgelände des Bruno-Plache-Stadions tummeln. In der Hoffnung, einen Platz in einer der Lok-Nachwuchsmannschaften zu bekommen. Hier hat sich in den letzten Monaten und Jahren vor allem die Homepage des Vereins als „Einfallstor“ für Talente gemausert: „Es gibt ein entsprechendes Formular, mit dem man sich für ein Probetraining anmelden kann und da kommen inzwischen Anfragen aus der ganzen Welt. Doch auch wenn es uns schmeichelt, wenn es Interessenten aus den USA, aus Kanada oder Südamerika gibt – in Sachen Infrastruktur sind wir noch nicht soweit.“
Dennoch ist die Nachwuchsabteilung des 1. FC Lok Leipzig auch ohne Internat eine ganz schön internationale Angelegenheit – Kinder und Jugendliche aus über 20 Nationen mit Wurzeln in über 30 Ländern der Erde jagen hier dem Ball hinterher. Auf der anderen Seite versteht man sich in Probstheida aber auch als Sammelbecken für Fußballtalente aus der Region, die dann unter leistungssportlichen Aspekten ausgebildet und entwickelt werden sollen. Um diese Idee weiter mit Leben zu erfüllen, haben die Blau-Gelben eine ganze Reihe von Kooperationen mit lokalen und regionalen Vereinen initiiert – mit dem FC Blau-Weiß Leipzig beispielsweise, mit dem SV Liebertwolkwitz und dem SV Klinga Ammelshain.
„Damit möchten wir den Vereinen in der Region auch etwas zurückgeben – und etwas für eine bessere Fußballkultur tun“, überlegt Jürgen Schwarz. Das Ansatz: Es gehe nicht nur darum, die besten Kicker nach Probstheida zu transferieren, sondern eben auch um einen Wissenstransfer in die kleineren Vereine. Stichwort Trainerausbildung: „Nachwuchstrainer sind ein rares Gut – dies ist in den kleinen Vereinen nicht anders als bei uns. Und wir können bei der Aus- und Fortbildung der Übungsleiter helfen.“ So stelle man den Kooperationspartnern den „roten Faden“ der Lok-Nachwuchsarbeit zur Verfügung, zudem sind Trainer aus Probstheida bei den Partnervereinen regelmäßig zu Gast.
Am Ende sollen alle Seiten etwas davon haben – diese Philosophie steckt drin. Mit der „Eisenbahner-Talentschule“ gibt man vor allem den Kindern unterhalb der U11 die Chance, „so lange wie möglich im Heimatclub zu bleiben“, aber eben auch regelmäßig wöchentlich in Probstheida unter leistungssportlichen Gesichtspunkten zu trainieren. „Zudem bieten Kooperationspartner wie Blau-Weiß Leipzig jungen Spielern auch die Chance, sich im Herrenbereich in der Landesligamannschaft zu beweisen“, erklärt der Jugendleiter.
Ein erheblicher Aufwand, der da in den Nachwuchs gesteckt wird. Helfende Hände sind gern gesehen und dies durchaus über die reine finanzielle Unterstützung als Sponsor hinaus: „Manchmal genügt da schon ehrenamtliches Engagement. Mit sieben Kleinbussen haben wir inzwischen die Möglichkeiten, einen regelmäßigen Fahrdienst für das Training zu organisieren – und da freuen wir uns über jeden, der zuverlässig eine der Routen übernimmt. Denn ein gesicherter Fahrdienst wäre eine erhebliche Entlastung für die Eltern.“ Gebraucht werden aber auch immer Betreuer für die jeweiligen Nachwuchsmannschaften – aber auch Menschen, die den jungen Fußballern bei den Hausaufgaben helfen können: „Es sind manchmal ganz einfache Dinge, mit denen man unsere Arbeit unterstützen kann.“
Der Ausblick: Auf Landesebene startet man im September in den regulären Ligabetrieb. Vorläufig. In der Regionalliga Nordost hingegen sind die B-Junioren ab Sonnabend, 28. August, wieder gefordert und dies gleich mit einem Derby gegen die Zweite des Halleschen FC (11 Uhr, Bruno-Plache-Stadion). Nahezu zeitgleich sind auch die C-Junioren gefordert: In der Regionalliga Nordost reisen sie am gleichen Tag zu Hertha BSC (Anpfiff 12 Uhr, Hannes-Braun-Stadion Berlin). Jens Wagner