Leipzig. Sich köstlich amüsierend über die politischen Witze aus den Jahren des Ostblocks, denen der Kabarettist und Autor Bernd-Lutz Lange auf der Spur war, lässt Grafiker Egbert Herfurth gegenwärtig seiner Feder freien Lauf für sieben ganzseitige Illustrationen. Im Spätherbst soll das Buch unter dem Titel „Freie Spitzen“ erscheinen. „Ich bin sehr angetan von diesen textlichen Erinnerungen, überhaupt von dem guten Miteinander mit Bernd-Lutz all die vielen Jahre“, erzählt Egbert und überreicht mir „Das Leben ist ein Purzelbaum“, das ebenso die Handschrift beider Leipziger Künstler trägt. Ein Buch der Heiterkeit des Seins mit liebevoll-hintersinnigen Illustrationen, vor Jahren erschienen, das in diesen Tagen guttun kann.
Egbert, der leidenschaftliche Radler, der noch nie eine Fahrerlaubnis besaß, in der Fachklasse von Professor Wolfgang Mattheuer an der Hochschule für Grafik und Buchkunst studierte, schmunzelt noch heute über die Euphorie seiner ersten Veröffentlichung – mehrere kolorierte Holzstiche – in „Der Krimi. Schüttelreime.“ von Kunstwissenschaftler Johannes Jahn. „Das war für mich eine Sensation. Ich hätte das Büchlein am liebsten überall herumgereicht, damals“, gesteht der Leipziger Kunstpreisträger, dessen Schaffen auch mit vielen internationalen, renommierten Auszeichnungen gewürdigt wurde. Seine Arbeiten waren auf mehr als 400 Ausstellungen in 25 Ländern vertreten. Sehr gern denke er an jene Ende der 80er-Jahre in Bagdad zurück. „Es war für mich wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht.“ Weit mehr als 300 illustrierte Bücher gehen auf sein Konto. Besonders stolz ist er auf „Die dampfenden Hälse der Pferde im Turm von Babel“, einem Sprachspielbuch für Kinder von Franz Fühmann, das er mit 228 Federzeichnungen veredelte und das dieser Tage zum dreizehnten Mal wieder aufgelegt wurde.
Neuerdings richtet er seinen Blick auch wieder auf Meissener Porzellanschälchen. Die Liaison begann vor Jahren mit der Federzeichnung der Leipziger Lerche, die auf einem Schälchen „landete“. Bach, Luther, das Leipziger Stadtwappen, die Thomaner, der Leipziger Löwe, König Fußball und weitere schmücken das Meissener Porzellan, das in den Leipziger Arkaden zu haben ist und nicht nur Touristen anspricht. Nun hat der Meister das Leipziger Räbchen in Arbeit. Eine mit Marzipan gefüllte Pflaume, umhüllt von einem Eierkuchen. Eine Köstlichkeit, die schon Goethe zu seiner Zeit in Leipzig vernaschte. Sicher wird das Leipziger Räbchen beim nächsten Gogelmohsch- Stammtisch – von einem speziellen Bäcker hergestellt – die Stimmung heben. Und hier kommt auch wieder Bernd-Lutz Lange ins Spiel, der 1984 mit Freunden diesen Stammtisch ins Leben rief. All die Jahre, jeden Montag, haben sich die zehn Herren getroffen. Allerdings seit Corona nicht mehr. Sehnsüchtig wartet die Männerrunde darauf, dass das Virus besiegt und ein erstes Treffen stattfinden kann. „Diese schöne Tradition lassen wir nicht einschlafen“, meint Egbert und ist sich der Zustimmung aller sicher. Auch das Wandern mit Kabarettist und Autor Gunter Böhnke und weiteren Freunden wird wieder aufleben. „Hoffentlich bald“, seufzt der Naturmensch. Schön war`s in Tirol, in den Alpen, in Bayern, auf der Mönchsinsel Athos in Griechenland … Zu eben solcher Sehnsucht gehören auch die Skatkarten.
Ostermontag wurde Egbert Herfurth 77. Eine Schnapszahl. Ohne Schnaps. Ohne Gäste. Nur mit Sigrid, seiner Partnerin. Die Feier werde natürlich nachgeholt. Mit einer von ihm zubereiteten Lieblingsspeise. Krautwickel oder Rindsroulade. Schließlich ist der Illustrator auch ein exzellenter Koch. Ich weiß, wovon ich spreche. Hab`s schon ausprobiert. Traudel Thalheim