Leipzig. Seit einigen Tagen öffnet das deutsche Kleingärtnermuseum seine Tore wieder für Besucher. Coronabedingt verzeichnete das Haus im Vorjahr zwei Drittel weniger Gäste. Nun soll es wieder losgehen. Fünf Gründe, warum sich ein Besuch in der Ausstellung lohnt:
1. Das Museum ist ein echtes Unikat. Es ist das einzige weltweit, dass die Geschichte des Schrebergartens ausführlich erzählt. Seinen Anfang nahm die Bewegung nämlich in Leipzig. Mit dem Gärtnern hatte der Arzt Moritz Schreber ursprünglich allerdings nichts zu tun. Er setzte sich im 19. Jahrhundert für Spiel- und Tummelplätze für die Jüngsten ein. „Die Kinder sollten an die frische Luft und sich draußen bewegen“, erklärt Museumsleiterin Caterina Paetzelt. Erst der Leipziger Lehrer Ernst Hauschild gründete später einen Verein und nahm Schreber kurzerhand als Namenspatron. Der Schrebergarten war geboren. „Das Gärtnerische kam erst später dazu“ betont Paetzelt. Aus den Kinderbeeten wurden nach und nach Familienbeete – und schließlich der Kleingarten in seiner heutigen Form.
2. Die Besonderheit des Museums sind seine Schaugärten: Der 128 Quadratmeter große Museumsgarten zeigt eine typische Anlage um 1900. „Die Flächen sind ordentlich eingeteilt, es gibt viele Beete“, sagt Caterina Paetzelt. „Es ging darum, viel anzubauen.“ Schnick-Schnack wie verschlungene Wege finden sich nicht. Der Garten ist geradlinig angelegt. Historische Sorten von Möhren, Tomaten und Erdbeeren – etwa die besonders leckere Sorte Miezeschindler – wachsen hier noch heute. Der DDR-Garten ist dagegen deutlich größer. „Es gab keine Baumärkte, jeder musste improvisieren“, beschreibt Paetzelt die Situation damals. Der Betonweg wurde selbst gegossen, Rosenspaliere aus alten Leitern gebastelt. Die Laube gleicht eher einem kleinen Ferienhäuschen mit Küche und Wohnzimmer. Die Schlager Süßtafel liegt obligatorisch auf dem Esstisch. „Unsere Gärten sind ein Blick in die Stadtgeschichte“, sagt die Museologin.
3. Besucher können vier historische Lauben besichtigen: Die Schneeberg-Laube ist das älteste Modell von 1890. Sie ist schlicht eingerichtet, diente eher als Werkzeugschuppen, hat aber Landschaftsmalereien an den Wänden. Die Kirschbaum-Laube von 1924 ist schon ein echtes Häuschen, mit separatem Plumpsklo, schmuckem Eckschrank und Schlafraum im Dachboden. „Die Giebelhöhe liegt bei 1,60 Meter“, gibt Paetzelt zu bedenken. Mehr als eine kleine Matratze passte nicht hinein. Im Sommer wurde es oben zudem kuschelig warm. Daneben steht die schneeweiße Wassermann-Laube aus Chemnitz, benannt nach ihrem Entwickler, dem Grundstücksinspektor Leopold Wassermann. Aus Leipzig stammt die Krause-Laube von 1896. Sie stand früher in den Betriebsgärten der Maschinenfabrik von Karl Krause.
4. Kleine Entdecker können viel erleben: Das Museum bietet wieder Workshops unter freiem Himmel an. „Wir haben damit 2019 angefangen und sind super gestartet“, so die Museumsleiterin. Corona verordnete eine Zwangspause. Ab jetzt können Kindergärten, Horte und Schulen sich aber wieder für Veranstaltungen anmelden. Die Kinder schauen sich dann die Struktur von Blüten und Blättern an, können Stoffbeutel mit floralen Motiven bedrucken oder Insektenhotels selbst basteln.
5. Das Museum hilft Insekten in der Stadt: Gemeinsam mit dem Nabu wurde vor einer Weile eine Schmetterlingswiese angelegt. „In drei, vier Wochen blüht hier alles“, verspricht Caterina Paetzelt. „Dann summt und brummt es überall.“ Nicht nur Schmetterlings auch Bienen und Käfer jeder Art fühlen sich auf dem Blühstreifen wohl. Für den heimischen Balkon bekommt jeder Besucher eine kleine Tüte mit Blumensamen geschenkt – Schmetterlingswiese to go, sozusagen. Gina Apitz
Das Kleingärtnermuseum ist dienstags bis donnerstags von 10 bis 16 Uhr geöffnet, Samstag und Sonntag von 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt kostet vier Euro. Besucher müssen sich vorab anmelden und einen negativen Coronatest von einer offiziellen Stelle vorweisen. Mehr Infos im Netz unter www.kleingarten-museum.de