Fast täglich hört man ihre trompetenartigen Rufe, denn der Kranichzug ist seit etwa einem Monat voll im Gange. SachsenSonntag traf Mitglieder vom Kranichschutz Deutschland in der Dübener Heide, unter anderen Andreas Selbmann und Annett Berger. Foto: KiKi

Im Herbst verlassen viele Vögel ihre Brutgebiete und ziehen in wärmere Gefilde. Zu ihnen gehören auch die majestätisch anmutenden Graukraniche, und in vielen Teilen Deutschlands kann man noch bis etwa Ende November ihren Überflug beobachten. In diesem Zusammenhang sammelt die Organisation „Kranichschutz Deutschland“ Meldungen von ziehenden Kranichen, um zeitliche und räumliche Veränderungen des Zuggeschehens festzustellen. Auch die ehrenamtlich tätigen Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Kranichschutz Dübener Heide, zu denen Andreas Selbmann aus Eilenburg, Annett Berger aus Leipzig und Volker Friedrich aus Durchwehna gehören, beteiligen sich in ihrer Freizeit an der Datenerfassung.

Die AG bitten nun darum, dass auch interessierte Bürger melden, wenn sie Kraniche am Himmel ziehen sehen. Dabei sollten unbedingt Ort und Datum sowie die Anzahl und die Flugrichtung der Vögel mitgeteilt werden. (Kontakt: andreas62selbmann@web.de). „Meine Aufgabe besteht unter anderem auch darin, alle eingehenden Zugbeobachtungen zu sammeln, zu bündeln und auszuwerten“, erklärt Andreas Selbmann, der als Kranichzugkoordinator für den Freistaat Sachsen tätig ist. Seit 2006 engagiert sich der Eilenburger im Kranichschutz Deutschland. Die AG Dübener Heide hat ihren Sitz in Winkelmühle und wird neuerdings von der Naturfreundin Annett Berger geleitet. Die junge Frau engagiert sich in diesem Bereich seit vier Jahren und tritt nun in die Fußstapfen von Eckehard Vollbach, der viele Jahre das Kranichzepter der Heide in der Hand hielt.
Die Leipzigerin betreut, wie auch die anderen Mitglieder aus der Arbeitsgemeinschaft, ein Kranich-Brutrevier. Zum Schutz der Tiere werden diese Plätze jedoch nicht bekannt gegeben.

Über das Jahr verteilt, fährt die Messestädterin im Schnitt zweimal im Monat in die nordsächsische Region, um unter anderem nach ihren Schützlingen zu sehen. Groß ist die Freude, wenn sich Nachwuchs einstellt, der natürlich nur aus reichlicher Entfernung beobachtet werden kann. „Der Aufenthalt in der Natur ist für mich ein willkommener Ausgleich zum beruflichen Alltag“, ist sich die junge Frau sicher.

Doch zurück zum Kranichzug: Wie Andreas Selbmann weiß, ziehen die europäischen Kraniche auf drei Routen über den Kontinent. Eine bis zu 3000 Kilometer lange westliche Strecke verläuft beispielsweise von Nordschweden nach Südspanien und teilweise sogar bis nach Marokko. Gerastet wird in Gebieten, die über reichlich Wasserflächen verfügen, zu denen in Deutschland beispielsweise das Rhin- und Havelländische Luch nordwestlich von Berlin und die Darß-Zingster Boddenkette an der Ostsee gehören, um nur einige zu nennen. Hobbyfotografen fahren auch gern an den Stausee in Kelbra am Fuß des Kyffhäusers, um den abendlichen Einflug der imposanten Vögel live zu erleben.

Im Vergleich dazu befindet sich mit dem Wildenhainer Bruch ein sehr kleiner Rastplatz in der Dübener Heide. Bedauerlicherweise ist das Bruchgebiet, das zwischen Torgau und Bad Düben liegt, wegen der extremen Trockenheit 2018 und 2019 sehr trockengefallen, wodurch es für die großen Vögel in den letzten Jahren unattraktiv wurde. Doch die Dübener Heide ist nicht nur ein Durchzugs- und Rastplatz. In der Region wird, wie oben bereits erwähnt, auch gebrütet. Außerdem wird immer öfter beobachtet, dass Tausende Kraniche in Deutschland und somit auch einige in Nordsachsen überwintern.  KiKi

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