WURZEN. Was hat Wurzen, was Leipzig und Dresden nicht haben? Eine Skate-Anlage, die die Herzen von Skateboardern und BMX- wie Scooter-Akteuren höherschlagen lässt! Ende Juli wurde der im Dreieck zwischen Lichtwer-Gymnasium, Schwimmhalle und Sportplatz beheimatete Skatepark „Wooden Corner“, zu Deutsch „Hölzerne Ecke“, offiziell eröffnet.
Im Beisein der sächsischen Staatsministerin für Gleichstellung und Integration, Petra Köpping, deren Ministerium die Realisierung des Projektes mit Mitteln aus dem Förderprogramm „Weltoffenes Sachsen“ in dieser Größenordnung möglich gemacht hatte. „Ich werde des Öfteren gefragt, wofür die Mittel aus diesem Topf eingesetzt werden, ich meine, dass Wurzen ein sehr gutes Beispiel ist“, so die SPD-Politikerin. Demokratie sei bisweilen eine langweilige Sache, in die erst Leben hineinkomme, wenn Ergebnisse erreicht werden. An der „gelebten Demokratie“ haben in Wurzen in diesem konkreten Fall auch die Stadträte eine gehörige Aktie, die im Ergebnis von laut Oberbürgermeister Jörg Röglin „nicht unerheblichen Diskussionen“ rund 40.000 Euro für das Projekt frei machten, in das zudem 10. 000 Euro der Heinz-Gries-Stiftung sowie Finanzmittel weiterer kleiner Sponsoren geflossen sind. Für ein Projekt, dessen Anfänge viele Jahre zurückreichen. „Jugendliche traten mit dem Anliegen an mich heran, einen Ersatz für die alte Anlage zu schaffen“, erinnert sich der Stadtchef. „Ich sagte ihnen damals, sie sollten die Sache selbst in die Hand nehmen.“ Eine Aufforderung, so sieht es Röglin im Rückblick, die nicht das erwartete Ergebnis bringen konnte. „Es fehlte den Jugendlichen an der für ein solches Projekt zwingend notwendigen Moderation.“ Mit der Firma Rollbetrieb fand die Kommune einen solchen Moderator. „Die Erfahrungen haben gezeigt, dass die örtliche Jugendkultur von Angeboten dieser Art profitiert, ganz abgesehen davon, dass mit einer solchen Anlage auch die Bedingungen für das Betreiben dieser Randsportarten verbessert werden“, so Rollbetrieb-Sprecher Christian Andrae. Deshalb auch begrüßt René Schober vom Kreisportbund den neuen Skatepark ausdrücklich. „Wenn in zwei Jahren bei den Olympischen Spielen in Tokio-Freestyle-BMX und Skateboarden ihre Premiere feiern werden, dann dürften deutsche Starter sicherlich noch keine Medaillen-Chancen haben. Je mehr diese Sportarten jedoch gefördert werden, umso mehr wächst auch ihr Bekanntheitsgrad.“ Darüber hinaus bietet ein Skatepark laut Christian Andrae ideale Voraussetzung, um soziale Grenzen zu überwinden. „Die Herkunft der Akteure spielt auf diesen Anlagen erfahrungsgemäß keine Rolle, auch Leute mit den abgekautesten Skateboards können hier ihr Ding machen“, so der 40-Jährige. Etwas mehr Geld hat demgegenüber Porsche-Mitarbeiter Steffen Schönemeyer für seinen BMX-Fahrzeugpark verfügbar. „Ich hätte nie von der Realisierung einer solch großen Anlage in meiner Region geträumt und werde natürlich jetzt so oft wie möglich versuchen, nach Wurzen zu kommen“, so der 33-jährige Grimmaer, der der offiziellen Eröffnung ebenso beiwohnte wie Cornelia Klingner vom Flexiblen Jugendmanagement des Landkreises Leipzig, das seinerseits aktuell die Realisierung einer Skatanlage in Frohburg betreut. „Die in dieses Projekt involvierten Jugendlichen habe ich mit nach Wurzen genommen, weil es unser Anliegen ist, die Szene miteinander zu vernetzen.“ Die Anlage ist täglich zwischen 8 und 18 Uhr geöffnet. Roger Dietze