Beucha. Dieser Blick ist immer wieder eine Überraschung: Auf einmal erhebt sich mitten in Beucha eine Kirche auf einem Hügel, der schroff gen Wasser abbricht. Und weil dieser Ort nicht nur optisch ein Hingucker ist, sondern auch geologisch eine echte Sehenswürdigkeit darstellt, kann man die Bergkirche Beucha nun auf einer Kirchbruchroute von allen Seiten bewundern.
Das Interesse war groß, als vor vor Kurzem zur Eröffnung des neuen Rundweges geladen wurde. Erfreulich groß, befand Dr. Gerhard Gey, Präsident des Vereins Geopark Porphyrland: „Schließlich wollen wir die Geologie und die Geotope der Region für Touristen und Bürger gleichermaßen erlebbar machen.“ In Beucha wurde dies ganz konkret mit einem neuen, runde 1,9 Kilometer langen Weg rund um den Kirchbruch ganz gut geschafft: Zum einen bietet er ganz unterschiedliche Ausblicke auf die beeindruckenden Formationen, andererseits kann man sich an den Informationstafeln eine Menge „Input“ zur Geschichte vom „Supervulkanismus“ von 290 Millionen Jahren bis zur bergbaulichen Vergangenheit holen. Wie sagte es der Brandiser Bürgermeister Arno Jesse so schön bei der Eröffnung? „Ein kleiner Schritt für den Geopark Porphyrland, aber für Brandis ein großer Schritt“, schätzte er das neue Angebot in Beucha ein.
Das steht exemplarisch für die Entwicklung, die das Vorhaben Geopark Porphyrland – der sich ja immerhin von Thallwitz und Rochlitz, von Naunhof bis Mügeln über eine Fläche von rund 1200 Quadratkilometern erstreckt – in den letzten Jahren genommen hat. Aus der abstrakten Idee eines Nationalen Geoparks ist eine Herzensangelegenheit geworden, überlegt Dr. Gerhard Gey: „Der Enthusiasmus von Bürgermeistern wie Arno Jesse spricht für sich. Als Geopark können wir unsere Infrastruktur bieten, als Initiator agieren oder gern auch als Fördermittelbeschaffer – aber die Ideen müssen vor Ort aus der Bevölkerung kommen.“
Wie spannend die Dinge sein können, die da beinahe im wahrsten Sinne des Wortes an die Oberfläche kommen, zeigt die Kirchbruchroute – wer weiß schon davon, dass diese Landschaft einst von „Supervulkanen“ geprägt wurde? Und wer ahnt, dass man diesen bis auf den heutigen Tag nachspüren kann? „Die Zeitzeugen sind bis zum heutigen Tag sichtbar – und dies ist tatsächlich ein Alleinstellungsmerkmal“, überlegt der Geopark-Vereinschef: „Wir würden etwas falsch machen, wenn wir dieses nicht nutzen würden.“ Was in Zukunft eine immer stärkere Vernetzung mit sich bringen soll: „Steinreich in Sachsen“ – so das Geopark Porphyrland-Motto – soll sich dann nicht allein nur auf die geologischen Sehenswürdigkeiten beziehen. Sondern auch auf die Burgen und Schlösser, auf die gastronomischen Angebote, auf Rad- und Wanderwege. Am Ende könnten dann echte „Pauschal-Päckchen“ entstehen, die Touristen aus nah und fern über mehrere Tage in die Region locken. Eine Aussicht, die auch Arno Jesse gut gefällt – eröffnet sie doch Perspektiven für Beucha, für die Gemeinde Brandis: „Das Thema Tourismus ist angekommen.“
Das zeigt auch ein Blick auf die „To-do-Liste“, die man sich sowohl in der Gemeinde als auch im Geopark auf den Schreibtisch gelegt hat. Auf jenem Parkplatz mit bestem Blick auf die Kirchburg in Beucha, an dem die neue Route startet, soll ein Wohnmobil-Stellplatz eingerichtet werden. Und auch bei der Entwicklung einer Zukunftsperspektive für das Kulturhaus in Beucha könnte der Geopark Porphyrland helfen – hier gebe es die Vorstellung, ein Co-Working-Space einzurichten, erklärt der Brandiser Bürgermeister: „Mittelfristig sind die konzeptionellen Grundlagen geschaffen.“
Ideen und Visionen sind reichlich vorhanden, findet auch Rebecca Heinze, Geopark-Netzwerk-Managerin – so wird an einer Machbarkeitsstudie für einen Klettersteig in Beucha gearbeitet. Und auch sie hebt diesen einen, so wichtigen Punkt hervor: „Es geht nur mit den Partnern vor Ort. Und da ist es gut, dass das Thema Geopark Portphyrland inzwischen auch im öffentlichen Bewußtsein angekommen ist.“ Jens Wagner
Weitere Informationen findet man unter www.geopark-porphyrland.de