Altenburg. Zu einem Blick hinter meist verschlossene Türen sind Neugierige zum Tag des offenen Denkmals eingeladen. Dieser findet im Altenburger Land am 13. September statt, natürlich unter Einhaltung aller Hygienemaßnahmen gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie. Über 20 Denkmäler werden im Kreisgebiet zu besichtigen sein. Eines davon ist das Landratsamtsgebäude in Altenburgs Lindenaustraße, das vor 125 Jahren eingeweiht wurde.
„Ich stelle ihm gern das Zeugnis aus, dass während dieser Zeit Klagen über die verabreichten Speisen und Getränke nicht vorgekommen sind“, erklärte der herzogliche Baudirektor Alfred Wankel im Jahr 1895. Das gute Zeugnis erhielt der Gastwirt J. Johne, der seit 1892 die Kantine auf einer der wichtigsten Baustellen in Altenburg bewirtschaftete.
Welchen Beitrag die Verpflegung der Arbeiter am Gelingen hatte, ist im Dunkel der Geschichte verborgen. Dass das neue Ministerialgebäude, das Herzog Ernst I. von Sachsen-Altenburg, wie es die „Altenburger Zeitung für Stadt und Land“ 1895 schrieb, „in Generaluniform, begleitet von einem persönlichen Adjutanten“ eröffnete, ein gelungener Bau ist, steht wohl außer Frage. Immerhin arbeiten hier seit 125 Jahren Verwaltungsangestellte. Anfangs in den Ministerien „vom Bauamte, Forstamte und der Generalkommission für Ablösungen“ des Herzogtums Sachsen-Altenburg, heute in den Fachbereichen der Kreisverwaltung.
Das zu Ende gehende 19. Jahrhundert wird oft als Gründerzeit bezeichnet – weil es der Preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck 1871 geschafft hatte, aus vielerlei Kleinstaaten ein Kaiserreich zu formen und weil dies einen Bauboom auslöste, begleitet von zahllosen Unternehmensgründungen. In Altenburg kam dazu, dass die Stadt bis etwa 1826 nur Nebenresidenz der Hauptstadt Gotha war. Damit verbunden war ein gewisser Investitionsstau.
Dieser wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts angegangen und binnen einiger Jahrzehnte abgearbeitet. Es entstanden das Theater, das Lindenau-Museum und das Ministerialgebäude. Nicht kleckern, sondern klotzen war offenbar die Leitlinie, die Herzog Friedrich I. vorgab und die von Baumeister Alfred Wanckel umgesetzt wurde. Dem Zeitgeschmack entsprechend schuf er ein repräsentatives Gebäude, in dem prunkvolle Elemente aus vergangenen Kunstepochen zu Hauf verarbeitet sind.
Sein Werk weiß noch heute zu beeindrucken. Davon können sich Interessierte zum Tag des offenen Denkmals überzeugen. Zwischen 10 und 17 Uhr gibt es Führungen zur Geschichte des Gebäudes mit Besichtigung der historischen Säle. Jedoch wird die Gruppengröße der Führungen, die etwa alle 30 Minuten beginnen, auf zehn Personen begrenzt sein.
Bereits am 11. September findet die traditionelle Eröffnungsfeier des Denkmaltags statt. In der Brüderkirche wird an diesem Abend der Denkmalschutzpreis der Stadt Altenburg verliehen. Der Landkreis ehrt zudem bürgerschaftliches Engagement in der Denkmalpflege.