In ihrer Freizeit zu musizieren, ist das Anliegen vieler Menschen, die sich dadurch Entspannung versprechen, einen Ausgleich zum beruflichen Alltag finden oder das Gesellige lieben. Sie singen beispielsweise im Chor, besuchen die Musikschule oder spielen in einer Blaskapelle, einem Orchester oder in einer Band. Ein ähnliches Ansinnen verspürt Ronny Weitz aus Wellaune, dem es mit seinem eher ungewöhnlichen Instrument gelingt, gelegentlich nach Feierabend der Hast des Lebens zu entfliehen.
Seit ein paar Jahren nennt er ein Hümmelchen sein Eigen. Hierbei handelt es sich um eine kleine Sackpfeife. Doch wieso kaufte er sich jetzt einen zweiten Dudelsack? „Er sieht doch dem ersten, zumindest baulich gesehen, ziemlich ähnlich, und das Gedudel dürfte wohl fast genauso klingen“, denkt sich gewiss ein Laie. Doch der Hobbymusiker klärt auf, dass es sich bei seinem Hümmelchen um ein Instrument handelt, das innerhalb von Gebäuden gespielt wird. Es ist wesentlich leiser, hat einen anderen Klang und war seinerzeit für die feinen Schlossherrschaften gedacht, die dem Spiel im Salon lauschten.
Ganz anders bei der Marktpfeife, die also nicht nur akustisch anders klingt, sondern auch wesentlich lauter daherkommt und nur im Freien gespielt wird. Erinnert sei an dieser Stelle an typische Mittelaltermärkte und an das fahrende Volk. Außerdem unterscheiden sich die Griffweise und die Handhabung zum Teil wesentlich, ist sich der Dudelsackspieler sicher. Natürlich sind Ähnlichkeiten gegeben, und der Wellauner kann dadurch aus den Vorkenntnissen schöpfen.
Doch, dass er das Instrument kaufte, hatte einen ganz anderen Grund. Die Marktpfeife wurde im Internet zum Kauf angeboten. Und weil ihn dieses Thema interessiert, schaute er genauer hin. Wenig später war er sich sicher, dass es sich um ein Instrument handeln muss, dass in der Dübener Heide hergestellt wurde, und zwar vom historischen Dudelsack- und Holzblasinstrumentenbauer Bodo Schulz im nordsächsischen Trossiner Ortsteil Hachemühle. „Ich erkannte die Art des Drechselns und den geschnitzten Kopf“, erklärt Ronny Weitz.
Als sich seine Annahme bestätigte, stand für den Wellauner fest, dass er genau dieses Instrument besitzen möchte. Und es war ihm natürlich eine besondere Freude, mit dem erworbenen Stück den Erbauer zu besuchen. Bodo Schulz, der auf 30 Jahre Dudelsackbau zurückblicken kann, staunte nicht schlecht, als sein ehemaliger Schüler Ronny Weitz, dem er vor einigen Jahren das Sackpfeifenspiel beigebracht hatte, mit einem seiner frühesten Werke in der Tür stand. Übrigens entstanden in den zurückliegenden drei Jahrzehnten Hunderte von Instrumenten, die von der Dübener Heide aus die Reise weit über die Grenzen Deutschlands hinaus in die weite Welt antraten und in vielen Ländern – darunter Kanada, Japan und die USA – erklingen. KiKi