Mehrere Institutionen und Organisationen küren jährlich ihre „Jahreswesen“. Mit dabei sind unter anderen der NABU und die Deutsche Wildtierstiftung. Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde wählte für 2020 die Zauneidechse zum Reptil des Jahres. Sie lebt in Mittel- und Osteuropa und kommt bis Zentralasien vor. Die Eidechsen, die recht unterschiedlich gezeichnet sein können und in der Maserung variieren, ernähren sich hauptsächlich von Insekten und Würmern. Ihr Lebensraum ist vor allem in trockenen Biotopen zu finden. Dort legt das Weibchen auch ihre bis zu zwölf Eier, die sie in selbstgescharrten Erdlöchern vergräbt.
Einer, der sich im Bereich Eidechse besonders gut auskennt, ist Ronny Papenfuß aus Pristäblich. Er ist seit mehreren Jahrzehnten im Naturschutz tätig und seine persönlichen schriftlichen Aufzeichnungen über Beobachtungen in der Natur reichen bis 1980 zurück. Seit dem Jahr 2000 ist der 55-Jährige Mitglied der Eilenburger NABU-Fachgruppe „Karl August Möbius“, und seit 2011 leitet er die Naturfreunde Bad Düben. Er betreut als Naturschutzhelfer des Landkreises Nordsachsen unter anderem das Schutzgebiet Vereinigte Mulde zwischen Gruna und Bad Düben. Außerdem bewertet und begutachtet er Rekultivierungsmaßnahmen, zum Beispiel an Kiesgruben. Sein Wissen über die Tier- und Pflanzenwelt sowie die verschiedenen Lebensräume ist breit gefächert, was unter anderem bei seinen Vorträgen und geführten Exkursionen zu spüren ist. Doch zu einem seiner Lieblingsfachgebiete gehört eben auch diese Zauneidechse, das Reptil des Jahres.
Ronny Papenfuß ist Regionalkoordinator für Amphibien und Reptilien in Nordsachsen und in seiner Funktion hauptsächlich in den Schutzgebieten der Gemeinde Laußig unterwegs. Die meisten Reptilien, zu denen neben Schlangen und Blindschleichen auch die Eidechsen gehören, sind tagaktiv und lieben es, in der Sonne zu liegen. Wie der Naturschutzbeauftragte weiß, wäre ein sonniger und möglichst windstiller Sommertag der beste Zeitpunkt, um derlei Getier zu entdecken. Fündig wird Ronny Papenfuß zum Beispiel an Kiesgruben, in Bergbaufolgelandschaften, an Bahnstrecken und selbst am Rand von Gewerbegebieten. Alle Beobachtungsergebnisse werden in stundenlanger Kleinarbeit sehr genau erfasst und auf entsprechende Arbeitsbögen eingetragen. „Neben den Tierdaten beurteile ich auch einzelne Lebensräume beispielsweise im Hinblick auf Lebensqualität, Baumbestand, Nahrungsangebot, Gewässerqualität und Schadstoffeinträgen“, fügt der Naturfreund hinzu.
Bei den Amphibien kommt es eher auf gutes Gehör an, denn die Kröten, Unken und Frösche werden hauptsächlich anhand ihrer typischen Laute wahrgenommen und gezählt. Auch Laichschnüre und Laichbälle werden erfasst. Zu den Aufgabengebieten des Pristäblichers zählt in diesem Zusammenhang auch, Daten von anderen Kartierern aufzunehmen und zu komprimieren. Sortiert werden diese an entsprechende Institutionen zur Bearbeitung weitergeleitet.
Wer ein Eidechsenfreund wie Ronny Papenfuß ist, gestaltet sein Grundstück amphibien- und reptiliengerecht. Für die Frösche gibt es einen Teich mit entsprechender Uferzone. Da Eidechsen einen warmen Sonnenplatz lieben, baute der Naturfreund zudem hinter dem Haus mehrere Trockenmauern. Zahlreiche Tiere nahmen die ihnen gebotenen Stätten wohlwollend an. Und so bieten sich für den Naturfreund besondere Beobachtungsmöglichkeiten, die sich in der freien Natur so nicht ergeben. Das trägt zur Feldforschung bei, und dem Hobbyfotografen gelingen faszinierende Nahaufnahmen, wie auf Seite 1 zu sehen ist. Dass es auf dem heimischen Areal auch noch Insektenhotels sowie Reisig-, Laub- und Komposthaufen gibt, die zahlreichen kleinen Geschöpfen Unterschlupf gewähren, versteht sich in diesem Zusammenhang von selbst.
Übrigens verlieh ihm der Naturschutzbund Deutschland die Ehrennadel in Bronze, und der Landkreis ehrte Ronny Papenfuß mit dem Mühlenpreis. KiKi