LEIPZIG, Er ist einer der besten Spieler des Fußball-Regionalligisten Chemie Leipzig, tut viel für die Mannschaft und trifft nur selten: Alex Bury. Doch im Pokal ist alles ganz anders – dank ihm steht die BSG im Finale am 21. Mai! Denn der 26-Jährige traf bisher in jedem Spiel des Wettbewerbs.
„Das ist purer Zufall, denn in der Meisterschaft hätte ich längst auch treffen müssen“, schüttelt der 1,96 m große Mittelfeldspieler den Kopf. Im vorletzten Spiel bei Viktoria Berlin hätte er in der 85. Minute den hochwichtigen Siegtreffer für die Leutzscher schießen können, doch der Ball kullerte Zentimeter am Tor der Berliner vorbei. Auch deshalb, weil der Hochveranlagte noch keinen Ligatreffer erzielte, ist der Klassenerhalt nach wie vor höchst unsicher. Trotzdem wurde die Konkurrenz auf den spielverständigen Bury aufmerksam – ausgerechnet der insolvente Chemnitzer FC will ihn der BSG Chemie ausspannen. Bury beteuert: „Es ist für mich die letzte Gelegenheit, zu schauen, was sportlich noch so geht. Dass Chemnitz nun auch in der Regionalliga spielt, ist Pech, aber das nehme ich in Kauf!“ Dass er den Wechsel keinesfalls leichten Herzens vornahm, nimmt man dem Schlaks ab.
Darüber lässt sich sicherlich trefflich philosophieren, und das Thema spielt durchaus auch eine Rolle, wenn sonntagmorgens das gemütliche Frühstück auf dem Plan steht. Das weich gekochte Sonntagsei steht ebenso auf dem Tisch wie Marmelade oder Nutella, wenn er mit Freundin Victoria am heimischen Tisch sitzt und die Woche ausklingen lässt. Dazu ein knackiges Kürbiskernbrötchen und natürlich Kaffee in allen Variationen – so lässt es sich Alex Bury gut gehen. Ganz wichtige Momente in seinem Leben – ein Ausgleich zu Sport und Studium.
Der gebürtige Schkeuditzer kam in der D-Jugend zum FC Sachsen, spielte in der B-Jugend-Bundesliga sowie bei der A-Jugend Regionalliga. Erst durch den Verkauf des Nachwuchses an RB Leipzig kam er dort zur A-Jugend, wechselte dann zur U 23 des HFC Chemie, zur SGL, war sechs Monate bei Lok und machte dort genau ein Spiel, ging dann nach Koblenz und nach weiteren nur sechs Monaten zum VfL Halle. Erst 2016 kam ein wenig Ruhe in seine Karriere, als er zur BSG und damit zu seinen sportlichen Wurzeln zurückkehrte. „Im Nachhinein hätte ich vieles anders gemacht“, stellt der Student auf Lehramt (Sport, Geschichte) selbstkritisch fest. HFC, Lok, Koblenz, auch die SGL – Fehlentscheidungen.
Auch zwei schwere Verletzungen stoppten das Talent – verlorene Zeit, die nicht wieder aufzuholen war. Beim VfL Halle fand er die Freude am Fußball wieder, bei Chemie dann hatte er zwei „traumhafte Jahre“ – der Abschied jetzt fällt nicht leicht: „Das ist kein dahingesagter Spruch. Fans, Umfeld, Team – das alles kann man nur ins Herz schließen. Ich möchte später auch zurückkommen.“ Zuerst aber will er die BSG zu Klassenerhalt und Pokal führen. „Das wäre auch ein Abschied mit Sahnehaube. Ein Pokalsieg wäre extrem wichtig für den Verein“. Dass sein Wechsel nun der erste weg von Chemie zu einem anderen Verein sei, mache es so „eklig“ für ihn und so schwer für die Leutzscher – „aber wenn man es nüchtern betrachtet, ist das ja nichts Unnormales“. Seine Tore brachten Chemie erst ins Finale. Er erinnert sich an jeden Treffer genau: „Beim ersten Spiel in Zeißig war ich noch verletzt, beim 4:2 gegen Zwickau habe ich die Innenseite nach Heinzes Freistoß hingehalten und der Ball ging zum 1:0 ins kurze Eck.“ Gegen Bautzen spritzte er in ein Fehlabspiel und schob das Leder am Torwart zum einzigen Tor des Spiels vorbei. Und auch das 1:0 in Auerbach im Halbfinale schoss Bury, als er wieder nach Zuspiel von Heinze mit der rechten Innenseite ins lange Eck einschob. Und nun im Finale? „Mir egal, wer das Tor schießt, Hauptsache, wir gewinnen“, sagt er. Denn die Sahnehaube auf seine zwei Jahre bei Chemie, die will er schon.
Jens Fuge