Aus Anlass des 90. Geburtstages der im Osten bekannten Schriftstellerin Eva Strittmatter (8.2.1930–3.1.2011) lädt die Schauspielerin Sibylle Kuhne am Donnerstag, 19 Uhr, in die Galerie Koenitz ein. Das Programm trägt den Titel „Poesie und andere Nebendinge“, in Anlehnung an ein 1983 veröffentlichtes Buch der vor neun Jahren verstorbenen Autorin.
„Eva ist für mich eine Dichterin, die etwas zu sagen hat. Ich habe sie als gereifte Künstlerin entdeckt“, sagt die Leipzigerin. Eva ging als junge Städterin aufs Land nach Schulzenhof zu ihrem Mann Erwin (1912–1994), der eine Generation älter und neben seiner dichterischen Arbeit auch ein Pferdezüchter war. „Erwin sagte einmal zu seiner Ehefrau: Du erzählst so schön, du kannst das mal aufschreiben. Sie entgegnete: Ich möchte dich aber lieber liebhaben“, erzählt die Mimin, die mit den Figuren emotional verschmilzt und so in der Lage ist, lebendige Programme auf die Bühne zu zaubern. Abgeschottet von der Welt zog Eva drei Söhne groß, kümmerte sich um Haus und Hof, aber manchmal ging sie auch in den Wald, um ihre eigene Muse zu finden. „Das Gedicht ‚Ich mach ein Lied aus Stille’, das auch vertont wurde, ist eines der schönsten von Eva Strittmatter“, schwärmt die Künstlerin und fängt an zu singen.
Sibylle Kuhne, die auch als Synchronsprecherin arbeitet, war in den 90er-Jahren in der TV-Serie „Lindenstraße“ und im „Marienhof“ sowie vor drei Jahren im „Schloss Einstein“ zu erleben. Geboren und aufgewachsen ist sie in Nordsachsen, und mit 18 kam sie nach Leipzig an die damalige Theaterhochschule „Hans Otto“. Dank ihres ersten Engagements an den Städtischen Bühnen blieb sie eine Zeit lang in der Messestadt. Später wurde Nordrhein-Westfalen ihre zweite Heimat. Das Theaterhaus Birkenried war Wohn- und Spielstätte und ein Traum ihres verstorbenen Ehemannes, dem Schauspieler und Regisseur Jörg Kaehler.
Am 6. Februar, 19 Uhr, erfreut sie das Publikum in der Leipziger Galerie von Martin Koenitz am Dittrichring 16 mit dem Programm „Poesie und andere Nebendinge“. Wer die Darstellerin lieber am Nachmittag erleben möchte, der merkt sich Sonntag, den 8. März, vor. Am Frauentag ist sie mit dem Programm „Ich mach ein Lied aus Stille“ mit frühen Gedichten und Briefen von Eva Strittmatter im Gohliser Schlösschen, Menckestraße 23, vor Ort. Beginn ist 15 Uhr.
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Stefan Gwildis steht seit 40 Jahren auf der Bühne und zeigt, welchen Wert die Musik in seinem Leben hat. Und er schreibt, was ihn bewegt. Seine Leidenschaft spürt der Zuhörer bei den Konzerten bis in die letzten Reihen. Vor seinem Auftritt „Stefan Gwildis, Best of – live und vierhändig“ am 11. Februar im Haus Leipzig, bei dem er gemeinsam mit Tobias Neumann am Flügel spielt, durfte ich mit dem Hamburger Künstler plaudern.
Im Ankündigungstext des Abends steht: „Zwei Mann, vier Hände, ein Klavier und die Stimme von Gwildis. Was benötigt man mehr für einen sehr persönlichen Abend.“ Worauf dürfen sich die Leipziger besonders freuen?
Ich bin seit vielen Jahren in verschiedenen Formationen unterwegs. Stehe ich beispielsweise mit den Philharmonikern auf der Bühne, sind wir 65 Leute. Bei diesem Best-of-Programm gibt es lediglich einen Flügel und ein Mikro. Ganz minimalistisch, keine Überlagerungen von Instrumenten – einfach und stark zugleich.
Tobias Neumann, mit dem Sie sich im Haus Leipzig einen Flügel teilen, ist für Sie ein liebgewonnener Weggefährte geworden. Was schätzen Sie an dem jungen Musiker?
Vor fünf Jahren bat uns die Enkelin von Heinz Ehrhardt, die Stücke ihres Großvaters zu komponieren und den Ehrhardt mal von einer ganz anderen Seite zu zeigen. Unser Gospelsong „Der Einsame“ zeigt den Komiker in seiner Melancholie. Die Zusammenarbeit mit Tobi war so fruchtbar und hat so gut funktioniert, dass ich einmal mehr gemerkt habe, was für ein Potenzial in ihm steckt. Und so hat er sich auch überreden lassen, mit mir gemeinsam nur mit einem Flügel zu musizieren. Das war für uns beide reizvoll.
Sie sind einer der populärsten Soul-Musiker Deutschlands mit einer großen Fangemeinde. Haben Sie ein Geheimrezept für Ihren Erfolg?
Ich bereite mich auf die Auftrittsorte vor, um Verbindung mit meinem Publikum aufzunehmen, einzutauchen und die Leute einzufangen. Und es wird immer gemeinsam gesungen. Auch in Leipzig!
Kennen Sie Leipzig?
Meine erste Frau kam aus Leipzig-Eutritzsch, sie war kurz nach dem Mauerbau in den Westen geflohen, über Berlin nach Hamburg, wo wir uns begegneten. Ich war damals 17 und sie 32 Jahre alt. In den 70er-Jahren fuhr ich mit meiner Frau, mit der ich 23 Jahre zusammen war, das erste Mal nach Leipzig. Ich hatte viele Begegnungen im Osten und habe mich auch mit der politischen Situation auseinandergesetzt.
Seit nunmehr fast 20 Jahren sind Sie mit einer gebürtigen Rostockerin liiert und verheiratet. Verraten Sie mehr über Ihr Privatleben?
Ich habe Dutzende Alben veröffentlicht, die was mit mir und meinen lieben Menschen zu tun haben. Meine Songs sind privat und authentisch. Ich bekam meine erste Gitarre von meiner Mutter geschenkt – da war ich 14. Mit meinen Schulkumpels habe ich Griffe herausgesucht, und so sind die ersten Songs entstanden. Und ja, die Musik spielt auch bei uns daheim eine Rolle. Meine Frau, die eine Praxis für Osteopathie hat, kann Klavier spielen – ihr fehlt es nur an Zeit. Und unser 16-jähriger Sohn Friedrich, der den Namen des Großvaters trägt, ist ein begabter Bursche. Mal schauen, wohin die Reise für ihn geht.
Herzlichen Dank!
Stefan Gwildis: „Best of – live und vierhändig, 11. Februar, 20 Uhr, im Haus Leipzig.
Regina Katzer