Mit dem Ohrwurm „Feliz Navidad“, mit dem der Sänger José Feliciano allen Menschen auf Erden frohe Weihnachten wünscht, verabschiede ich mich in besinnliche Weihnachtsfeiertage – mit der Hoffnung, dass Sie, liebe Leser, derzeit ein wunderschönes Fest im Kreise ihrer Lieblingsmenschen verbringen können.
Kurz vorm dritten Advent durfte ich den Modeschöpfer Agustin Molina, der in Ecuador aufgewachsen ist, in seiner Wohnung im Leipziger Zentrum besuchen. Der 36-jährige Südamerikaner feiert das Fest der Liebe traditionell farbenfroh und prunkvoll. Seit Anfang Dezember glänzen die vier Zimmer in den Farben Rot, Grün und Gold. Da es in seiner Heimat keine echten Weihnachtsbäume gibt, hat er im Flur ein Bäumchen aus Plaste aufgestellt, weil der Geruch ihn an seine Kindheit erinnert. Im Esszimmer strahlt eine echte Kiefer mit roten Schleifchen und Zuckerstangen. Und auch Hündchen Pipo, der kleine Terrier, trägt ein rotes Mäntelchen, designt by Agustin Molina.
Während zu Heiligabend deutsche Küche aufgetischt wurde – gebratene Gans, Kartoffelklöße und Rotkraut, kocht Agustin für den Silvesterabend ein traditionell südamerikanisches Gericht. Die Fritada à la Molina besteht aus Schweinefleisch mit Knoblauch und Pfeffer, das einen Tag mariniert und später gewürzt und mit Bier übergossen außen knusprig gebraten wird. Dazu gibt es eine besondere Mais-Beilage, die bis zum Verzehr vier Stunden köcheln muss, und eine leckere Soße aus Tomaten, Zwiebeln und Kochbanane. Was für ein kulinarischer Genuss!
Neben seiner Leidenschaft fürs Kochen ist der Fashiondesigner seit vielen Jahren auch auf dem internationalen Parkett präsent. Für den Hollywood-Streifen „Love, Hate & Security“, der im Mai 2014 Weltpremiere in Berlin feierte und mit dem Schauspieler Damian Chapa und Mr. Universum Ralf Moeller besetzt war, schneiderte der Wahl-Leipziger die Kostüme. Nach einer zweijährigen kreativen Pause möchte der Modeschöpfer 2020 wieder durchstarten und kündigt sein Comeback an: „Ich komme zurück – mit etwas ganz Schönem“, verspricht er.
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Alljährlich am 6. Dezember feiern wir zu Ehren des Heiligen Nikolaus von Myra den Nikolaustag und freuen uns über Süßigkeiten, die uns der Bärtige in die hoffentlich geputzten Stiefel steckt. Aber wer ist der Alte mit dem Jutesack eigentlich? Die Leipziger Wandergruppe „Hopfenberg“ hat seit 30 Jahren einen eigenen Nikolaus, bei dem sich der Verein und Präsidiumsmitglied Klaus Siebeneichner ganz herzlich für seine treuen Dienste bedanken möchte. Dieter Rodewald überrascht die Sportfreunde jedes Jahr zur traditionellen Nikolauswanderung und sorgt immer für strahlende Kinderaugen.
Zur diesjährigen 32. Tour in Leipzig-Wahren trafen sich 405 Teilnehmer, die Jüngste fünf und der Älteste 85 Jahre, um gemeinsam um den Auensee zu laufen und an den Stationen beim Märchenraten mit der Hexe, Rumpelstilzchen, Aschenputtel und Frau Holle viel Spaß zu haben. Die Frau mit dem Federkissen wird übrigens seit drei Jahrzehnten von Waltraud Streubel (SV Aufbau Entwurf Leipzg e.V.) dargestellt.
Das Wandern ist nicht nur des Müllers Lust, gleiches gilt auch für Dieter Rodewald, gelernter Feinmechaniker und studierter Diplomchemiker, der seit 1952 begeisterter Wanderer in der Gruppe „Greif“ ist. Aber auch das Rollenspiel bereitet dem 83-Jährigen große Freude – früher als Leiter eines Amateur-Puppenspielensembles, als Komparse im „Tatort“, in der beliebten Fernsehserie „In aller Freundschaft“ und auch in Til Schweigers „Die Halbstarken“ wirkte der Allrounder mit. Bis heute schlüpft er an der Oper Leipzig in verschiedene Kostüme – zum Tag der offenen Tür im September flanierte er als Wesir durch das Haus.
Und immer wieder treibt es den Leipziger um die Welt. Erst im Oktober war er an der Adria in Dubrovnik und Montenegro unterwegs. Nach über 40 bereisten Ländern der Erde, von Australien, Chile über die Westküste der USA bis Zypern, ist der Fotograf noch immer hungrig auf neue Erlebnisse.
Schon seit 1985 beglückt er die Menschen in Seniorenbegegnungsstätten der Volkssolidarität mit seinen bunten Lichtbildervorträgen und erzählt seine Geschichten aus der Ferne. „Allein in diesem Jahr hatte ich 16 Vorträge, und die nächsten sind ab Januar schon vereinbart“, so der lebenshungrige Rentner. In den fremden Ländern faszinieren ihn nicht nur die Sehenswürdigkeiten, die jeder Tourist auf seiner Route vorgesetzt bekommt, sondern die kleinen und alltäglichen Dinge. Erst einmal darf sich der Nikolaus ausruhen, um im neuen Jahr wieder mit neuer Energie auf Reisen zu gehen.
Regina Katzer