m Leipziger Süden fertigt Eva Schröter Maßschuhe. Foto: PICTURE POINT/Gabor Krieg

Das Schuhmacherhandwerk wird weiblicher. Bestes Beispiel: Eva Schröter (30) aus Leipzig. Sie repariert nicht nur, sondern fertigt auch handgearbeitete Maßschuhe an.

Es gibt sie glücklicherweise wieder, die gute alte Schuhmacherei gleich um die Ecke. Wer Schuhe nicht als Wegwerfware mit Füßen tritt, sondern umweltbewusst Wert auf Nachhaltigkeit legt, ist bei Eva in guten Händen. Mit weiblichem Spür-Sinn und handwerklichem Geschick verlängert sie das Leben von Lieblingstretern und schafft neue. Per Hand! „Das hat mich auch so an einer Schuhmacherlehre gereizt“, erzählt die Gesellin.

Mit Mitte 20 erst entdeckte sie das Handwerk. „Heute glaube ich, es war genau der richtige Zeitpunkt. Denn für die Schuhmacherei braucht man schon etwas Lebenserfahrung und ein Händchen für das Material“, begründet die Abiturientin den späten Berufseinstieg. Die damals 25-Jährige legte in der Schule inmitten von rund 100 männlichen jüngeren Lehrlingen einen so starken Auftritt hin, dass sie nach 2,5 Jahren die Ausbildung gleich mal sechs Monate eher abschließen konnte. Sehr zur Freude von Schuhmachermeister Peter Hartwig (50). Er brachte dem Azubi in seiner Schusterei „Fußgänger“ die Praxis bei und stellte Eva ein. Dort im über 150-jährigen Gewölbe-Gemäuer wird Schuh-Kultur gelebt.

Nichts erinnert mehr an die Enge und Staubigkeit früherer Schuhmachereien. Wer sich Schuhe anfertigen lassen möchte, darf erst einmal den Thron besteigen. So nennt Eva den hochherrschaftlichen Stuhl im stilvollen Show-Room für Schuhe. Hier nimmt die Leipzigerin Maß. Sie kennt genau die Fuß-Anatomie und achtet auf Besonderheiten, die beim Fertigen der traditionellen Holzleisten berücksichtigt werden. Wenn sie fertig sind, baut Eva nach ihnen die Schuhe oder Stiefel auf. „Das ist aber ein sehr langsamer und aufwendiger Prozess“, weist die handwerklich Begabte hin. „Von der Bestellung bis zu den fertigen Schuhen vergeht oft ein halbes Jahr.“ Rund 1700 bis 2000 Euro kostet denn auch ein Paar.

Diesen Luxus gönnte sich das Sonntagskind selbst schon. „Während die Frauen-Durchschnittsschuhgrößen bei 38 und 39 liegen, habe ich eine untypische 42. Da gibt es nicht allzu viel Auswahl“, begründet Eva, warum sie maßgeschneiderte Schuhe vorzieht.

Ihre Kunden sind vor allem Businessfrauen und -männer, aber auch Brautleute oder Tänzer. Die kreative Handwerkerin erkennt inzwischen im Stadtbild auf den ersten Blick, wer auf kunstvoll maßgeschneiderten Sohlen unterwegs ist. Aber auch bei der Reparatur von Alltagsschuhen geht Eva mit genau der gleichen Lust und Ausdauer ans Werk. Und so herrscht beim Schuhmacher um die Ecke eine märchenhaft schöne Stimmung, zu der Eva mit ihrem Charme und ihrer Geduld beiträgt. Das konnten auch 40 Maßschuhmacher aus Deutschland, Österreich und der Schweiz bei ihrem 4. Treffen erleben, das diesmal in Leipzig stattfand.

Thomas Gillmeister

Kontakt: www.fussgaenger.de

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