Aufmerksame Leseratten haben in der Bibliothek Südvorstadt „Walter Hofmann“ sicher schon die Porträtzeichnungen von Peter Beissert im Treppenhaus entdeckt. „Vor zwei Jahren gab es meine erste Ausstellung hier zu sehen. Damals waren es Historienbilder, heute sind es 20 Kohle- und Kreidearbeiten mit Künstlern, Malern, Autoren, Fotografen und Schauspielern auf Tonpapier. Mein Faible sind alte Fotografien“, schwärmt der 53-Jährige.
Kennengelernt habe ich den gebürtigen Leipziger, der in Volkmarsdorf aufgewachsen ist, im September bei der Langen Nacht der Kunst auf der Georg-Schumann-Straße, wo der gelernte Maschinen- und Anlagenmonteur in einer Bäckerei seine gezeichnete Tierwelt präsentierte. Die bildende Kunst habe in seinem Leben schon immer eine Rolle gespielt: „Als ich sieben oder acht war, fuhr mein Vater mit mir zu den Lübschützer Teichen, im Gepäck hatten wir einen Skizzenblock und Bleistifte“, erinnert er sich. Als Kind lernte er auch das Fotografieren. In der elterlichen Wohnung gab es sogar eine Dunkelkammer, die vom Schlafzimmer abgetrennt war. Heute dient ihm die Fotografie als Medium, als Vorstufe seiner Zeichnungen, die er voller Akribie und mit großer Begeisterung aufs Papier bringt. Als Tierliebhaber freut sich der Maler auch über Aufträge von Katzen- und Hundebesitzern, die ihre Fellnasen verewigen wollen.
Seit zwölf Jahren ist Peter Beissert als freischaffender Künstler unterwegs, muss aber weiterhin nebenberuflich jobben, um sich Miete und Lebensnotwendiges leisten zu können. Nachdenkliche Worte findet vor seinem Porträt des niederländischen Malers Vincent van Gogh, der von 1853 bis 1890 lebte: „Mich hat vor allem die Tragik seiner Geschichte berührt“, sagt Beissert, den Film „Loving Vincent“ in der Hand haltend, den er in der Bibliothek ausgeliehen hat. „Van Gogh hat innerhalb von vier Jahren über 800 Bilder gemalt – davon nur ein einziges verkauft. Bei Wind und Wetter ist er in die Natur gegangen und hat stundenlang gemalt“, erzählt der Zeichner voller Hochachtung. Seine Kohlezeichnung von Vincent van Gogh, dem vielleicht berühmtesten Maler der Welt, ist in Peters heimischer Küche in Reudnitz entstanden und derzeit in der Steinstraße 42 zu betrachten.
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Karikaturist und Porträtmaler Ulrich Forchner besitzt jede Menge Hüte – sie sind sein Markenzeichen. Ohne Kopfbedeckung und Schal geht der gebürtige Thüringer niemals aus dem Haus. Im Dezember feiert der Künstler, der in den Siebzigerjahren an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig studiert hat, seinen 70. Geburtstag. Schon am Sonnabend lädt der Maler gemeinsam mit seinem Kollegen Werner David zu einer Doppel-Schau ins Eisenbahnmuseum „Prellbock“ im sächsischen Lunzenau bei Penig.
„Ich kenne den Chef Matthias Lehmann seit zehn Jahren. Mit Energie und Lust hängt er sich seit vielen Jahren in seine Projekte. Der Prellbock ist absolut Kult, das musst du gesehen haben“, schwärmt der 68-jährige David alias „L.viss“. Seinen Spitznamen verdankt er übrigens der sogenannten Elvistolle, die er 1965 trug. Während Forchner seine jüngsten Reiseerlebnisse aus Namibia der Öffentlichkeit zeigt – er hat bereits über 40 Länder bereist und war jüngst 19 Tage auf dem afrikanischen Kontinent unterwegs, geht der gelernte Offsetdrucker David auf eine Reise ins Ich.
Seine Arbeiten mit schwarzer Tusche und Wasserfarbe entstanden alle in den letzten sechs Monaten und sind Doppelporträts mit den Helden seiner Kindheit und Jugend. „Als Schüler habe ich Tarzan, Lucky Luke und die Digedags verschlungen. Später kamen die Filmhelden Recke Ilja Muromez und Ritter Ivanhoe, den ich samstags im Westfernsehen schauen durfte, dazu“, erzählt der Satire-Zeichner. Und als krönenden Abschluss gibt’s den Rock ’n’ Roller David als fünften Beatle der legendären britischen Band im Rahmen zu sehen.
Und auch Uli Forchner freut sich auf den Samstagabend beim eingefleischten Eisenbahner Lehmann in seinem abgefahrenen Kleinod mit einem Original-Fahrkartenhäuschen.
Tipp: Vernissage „On Tour zum 70.“ am 16. November, 19 Uhr, im Eisenbahnmuseum „Prellbock“ in Lunzenau – in Anwesenheit von Ulrich Forchner und Werner David.
Regina Katzer