WURZEN. Die Ringelnatz-Sammlung des Wurzener Museums ist erweitert worden. Insgesamt acht Werke aus dem Besitz des Wurzener Sammlerpaars Hühn sind seit Kurzem im Kulturhistorischen Museum öffentlich zugänglich.
Das Ringelnatz-Kabinett wurde ebenfalls neu gestaltet und um weitere Grafiken aus dem Museumsdepot ergänzt. Eines der acht von Ringelnatz gestalteten Werke, darunter Ölgemälde und Grafiken aus den Jahren 1926 bis 1932, ist ein außergewöhnlich aufwendig gestaltetes Mappenwerk mit sieben Illustrationen des damals überaus gefragten Zeichners Max Pretzfelder zu sieben unterschiedlich langen Ringelnatz-Texten zum Seemanns- und Matrosenleben.
Joachim Ringelnatz feierte auch in der Malerei und Grafik Erfolge. Er hatte rund zehn Jahre ein zweites finanzielles Standbein, auch während der Weltwirtschaftskrise und nicht zuletzt dank der drei erfolgreichen Galeristen und Kunsthändler: Alfred Flechtheim, der als sein Entdecker und Förderer gilt, sowie den Brüdern Karl und Josef Nierendorf und Hildebrandt Gurlitt.
Letztlich verdankt er dies auch der im männlichen Familienzweig angelegten Doppelbegabung. Ähnlich seinem Vater, Georg Bötticher, dem europaweit bekannten Musterzeichner und Chefdesigner der Tapetenfabrik in Wurzen, hat Ringelnatz neben dem literarischen Talent dessen bildnerisches Können geerbt.
Inspiration für Ringelnatz’ Gemälde und Texte sind seine Betrachtungen, Erkenntnisse und Empfindungen. Alles um ihn herum regte seine Fantasie an. Er malte und zeichnete als Kind, als Lehrling, als Seemann und als Schriftsteller. Er malte trotz fehlender Ausbildung und technischer Defizite. Ihm war es mit seiner Malerei sehr ernst. Hier lebte er eine andere Seite seines Ichs aus. In seinen Zeichnungen ist er kess, karikativ wie in vielen seiner Texte. Anders in seiner Malerei, dort stellt er immer wieder Fragen – warum so viel Leid, Einsamkeit, Verlorenheit? Der Tenor seiner Bilder passt in die Zeit.
PM